Fischköpp, Haie und geflügelte Einhörner im Rhein

30.07.2025

Rekord beim Stromschwimmen: 200 Schwimmer gingen mit der Wassersportgemeinschaft im Rhein baden

Oestrich. (sf) Das ist der bisherige Rekord und kein Ende in Sicht: 200 Teilnehmer im Alter von 18 bis 80 Jahren waren diesmal der Einladung der Wassersportgemeinschaft Oestrich zum traditionellen Stromschwimmen gefolgt und weitere 50, die eigentlich auch mitschwimmen wollten, mussten am Ufer zurückbleiben. „Wir haben in diesem Jahr schon aufgestockt und 200 Schwimmer angemeldet, wir hätten nicht damit gerechnet, dass so viele kommen werden“, erklärten die Gastgeber von der Wassersportgemeinschaft Oestrich bedauernd für die, die keines der so begehrten Mitmachbändchen erhalten hatten. Im kommenden Jahr wolle man die Zahl nochmals aufstocken, was dann aber auch stets mit höherem Aufwand und Sicherheitsauflagen verbunden sei.

Ein Grund für den großen Andrang war sicherlich das wunderbare Wetter, das den Schwimmern hold war: bei 29 Grad Außen- und 23 Grad Wassertemperatur machte das Stromschwimmen allen sichtlich großen Spaß. In weniger als 20 Minuten schwammen die schnellsten Stromschwimmer die 2,4 Kilometer lange Strecke rheinabwärts von Hattenheim nach Oestrich, nach der doppelten Zeit waren auch die letzten Schwimmer am Ziel.

1982 veranstaltete die Wassersportgemeinschaft ihr erstes Stromschwimmen zum Auftakt ihres Sommerfestes. Seit damals hatte der Verein fast jedes Jahr im Hochsommer dazu eingeladen, gemeinsam von Hattenheim nach Oestrich im Rhein zu schwimmen und während beim ersten Mal bei strömendem Regen 33 Schwimmer dabei gewesen waren, hatte sich das Stromschwimmen über die Jahre hinweg zu einer sehr populären Veranstaltung mit jetzt 200 Teilnehmern entwickelt. Allein in den ersten 20 Jahren zählte man in Summe 1380 Teilnehmer. Nach dem Brand im Schweizer Chemiewerk Sandoz war das Stromschwimmen wegen der schlechten Wasserqualität des Rheines drei Jahre lang ausgefallen, doch danach ging es wieder weiter und die Wasserqualität ist mittlerweile längst wieder richtig gut. Allerdings gestaltete sich der Sicherheitsaufwand für so viele Teilnehmer von Jahr zu Jahr schwieriger und war mit den Helfern aus den Vereinsreihen kaum noch zu stemmen. Zwar gab es auch schon immer Unterstützung von der DLRG, den örtlichen Feuerwehren und der Wasserschutzpolizei, doch die Organisation wurde einfach zu viel. 2011 fand zum letzten Mal zum 50jährigen Bestehen der Wassersportgemeinschaft Oestrich das beliebte Stromschwimmen von Hattenheim nach Oestrich statt und damals feierte man ein doppeltes Jubiläum, denn es war das 25. Mal, dass die Wassersportgemeinschaft Oestrich ihr traditionelles Stromschwimmen veranstaltete, just zum 50jährigen Vereinsbestehen.

Seit 2022 aber, als die neue, junge Vorstandsriege mit engagiertem Nachwuchs aus den eigenen Vereinsreihen die Vereinsführung übernommen hat, wird die Tradition als Neuauflage fortgeführt. Der Vorsitzende Christoph Richter und seine rund 30 wirklich überaus fleißigen Helfer freuten sich am Samstag sehr über den großen Andrang beim Stromschwimmen. Es sei eine Anerkennung und ein besonderes Lob für die viele Arbeit, die mit dem so beliebten Event verbunden ist.

Viele „Neulinge“ waren in diesem Jahr dabei, sogar eine Gruppe mit Teilnehmern aus Ansbach und Köln, die bei Rheingauer Verwandten zu Gast waren und sich alle lustig mit „Fischkopp-Mützen“ verkleidet hatten. Eine Damenriege kam mit Hai-Badekappen und Flossen und gehörte zu den ersten, die am Kran aus dem Wasser gingen. Gäste aus Frankfurt waren sogar mit dem Fahrrad nach Hattenheim angereist und einige junge Leute hatten ein riesiges, schwimmendes Flügel-Einhorn mitgebracht hatte. So hatten die Stromschwimmer Riesenspaß: die meisten überließen sich einfach den Fluten und der Strömung, viele hatten Poolnudeln, zum Teil verziert mit rosa Flamingos oder riesige Schwimmringe und Luftmatratzen dabei. Zum Schutz der Schwimmer hatten die Veranstalter wieder viele Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Die Stromschwimmer wurden von den Booten der DLRG, der Hattenheimer, Erbacher und Mittelheimer Feuerwehr, der Wassersportgemeinschaft und von der Wasserschutzpolizei begleitet. Durch das andauernde Niedrigwasser war die Fließgeschwindigkeit gar nicht so schnell wie in den Vorjahren und man konnte das Stromschwimmen so richtig genießen.

Christoph Richter, der auch für den Böllerschuss zum Start runtergezählt hatte, hatte darauf hingewiesen, nicht zu weit in die Mitte des riesigen Stromes zu schwimmen. Doch das war auch gar nicht möglich, denn hier folgte ein Rheinschiff dem nächsten und auch mehrere private Yachten passierten die Schwimmer. Die Wellen, die diese Schiffe machten, meisterten die Stromschwimmer mit Bravour und brachten sogar noch größeren Badespaß mit sich.

Groß war auch das Aufsehen, das die 200köpfige Schwimmergruppe am Ufer auf sich zog, Radfahrer und Spaziergänger in der Sommerhitze winkten und riefen den Schwimmern im kühlen Nass zu. In Oestrich angekommen, verließen die Stromschwimmer kurz vor dem historischen Kran den Rhein, hier waren viele Helfer am Ufer, die bei Bedarf eine Hand reichten. Anschließend wurden die Teilnehmerbändchen durchschnitten und alle Schwimmer wurden mit einem Glas Schnaps „zur inneren Reinigung" von den Mitgliedern der Wassersportgemeinschaft begrüßt. Die äußere Reinigung der Stromschwimmer nahm die Oestricher Feuerwehr vor, die die Wassersportgemeinschaft seit Beginn der Veranstaltung beim Stromschwimmen unterstützt und sogar ein Umkleidezelt aufgebaut hatte.

Zur alleinigen Nachahmung ist das Schwimmen im Rhein jedoch nicht angeraten, da die Strömung wirklich unberechenbar ist, wie man auch beim „Rauskommen" am Kran spüren konnte, denn hier war die Strömung ziemlich stark und viele der Schwimmer nahmen gerne eine helfende Hand in Anspruch, um an das Ufer zu gelangen.

Nach der Reinigung von innen und außen folgten zahlreiche Stromschwimmer und ihre Begleiter, die Handtücher, Schuhe und Kleidung per Fahrrad, Auto oder auch zu Fuß von Hattenheim nach Oestrich transportierten, noch der Einladung der Wassersportler und gingen zu Kaffee, leckeren Kuchen und Bratwurst mit zum Bootshaus. Und da Schwimmen bekanntlich auch Hunger macht, war die Kuchentheke schon nach kurzer Zeit fast vollständig „abgeräumt". Doch mit Bratwurst und Steak vom den beiden neuen Grills, die man vom Erlös der letzten Sommerfeste angeschafft hatte, war auch für den größeren Hunger bestens gesorgt, sodass viele der Stromschwimmer bis in den Abend hinein noch gemütlich beim Sommerfest der Oestricher Wassersportgemeinschaft zusammensaßen und das schöne Sommerwetter genossen. Auch kühles Bier und köstlichen Wein gab es. Für die rund 30 Helfer des schönen Sommerfestes gab es von allen Seiten riesiges Lob: die jungen Organisatoren hatten nicht nur alles perfekt vorbereitet und wirklich für jeden Geschmack etwas geboten, ihre herzliche Gastfreundschaft sorgte auch für eine besonders schöne Stimmung. Das nächste Projekt hat der junge Vorstand auch schon im Blick: vom Erlös des diesjährigen Festes will man einen neuen Bootsanhänger teilfinanzieren.

Ein Bericht von Sabine FLadung vom 30.07.2025.

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