Kugelglück, Wollwichtel, Flaschenlichter und Schlüsselanhänger

23.12.2025

Schulhof der Rheingauschule wurde zum 40. Mal zur Weihnachtswunderwelt/Tolle Ideen der jungen Menschen für soziale Zwecke/Basar brachte bisher über 300.000 Euro für Kinderhilfe in der ganzen Welt

Geisenheim. (sf) „Gefärbte Crêpes, Zollstock-Sterne, Tür-Stopper, grüner Grinch-Schleim, Erdbeer-Popcorns, Weihnachtskugel-Ohrringe, Hotdogs mit Sauerkraut und Sandalen“ waren die bisher ungewöhnlichsten Sachen, die in den letzten 40 Jahren beim traditionellen Weihnachtsbasar der Rheingau Schule laut einer Schülerumfrage verkauft wurden. In der Festschrift zum stolzen Jubiläum der Benefizveranstaltung hatten die Schüler aus ihrer Sicht in einem Fragebogen verblüffende Fakten rund um den vielgeliebten Weihnachtsmarkt zu Beginn der Adventszeit verraten. So gelten bis heute der „Rosenverkauf“ und die Aktion „Send a Nikolaus“ zu den heißesten Geheimtipps des Basars. Zu den schönsten Erlebnissen gehört für die Schüler neben „Ehemalige Lehrer treffen“ und „Wenn Mitschüler durch den Rosenstand zu Pärchen werden“ vor allem auch das Gemeinschaftsgefühl „mit meinen Mitschülern zusammen am Stand zu verkaufen“. „Wir sind stolz, weil wir etwas Eigenes gemacht haben, das wir dann zusammen verkaufen“, „Es ist eine Zeit, in der man Mitschüler und Lehrer besser kennenlernt“, „Herzlichkeit, Freude, Wärme, Dankbarkeit, Gelassenheit“ und anderen zu helfen, stellt einen nicht nur selbst zufrieden, sondern kann auch andere motivieren, Gutes zu tun“ – das sind die Gefühle der Schüler und ihre Meinungen, warum der Weihnachtsbasar in der Rheingauschule für alle so wichtig ist und auch in Zukunft „niemals abgeschafft werden darf“ wie die Schüler fordern.

Seit genau 40 Jahren gehört der große Weihnachtsbasar an der Rheingauschule, dem ältesten Gymnasium des Rheingaus, zu den schönsten Traditionen. Eine ganze Schulgemeinde mit allen 811 Schülern von der fünften bis zur 13. Klasse, allen 74 Lehrern, vielen Eltern und ehemaligen Schülern engagiert sich hier für soziale Zwecke. Der Erlös des Weihnachtsbasars wird seit 1985 vollständig für Einrichtungen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen gespendet. In den vergangenen Jahren konnten so insgesamt schon über 300.000 Euro zur Verfügung gestellt und damit an vielen Stellen geholfen werden. Der Kinderschutzbund Rheingau, die Rheingauer Jugend für Afrika und Interplast gehören zu den Institutionen, die bisher vornehmlich unterstützt wurden.

20 Jahre lang hatte die Oberstudienrätin Ina Zinn die Organisation dieses sozialen vorweihnachtlichen Spektakels übernommen. Und auch nachdem Ina Zinn in den wohlverdienten Ruhestand ging, gab es keine Sorge, dass der Weihnachtsbasar nicht weitergeführt werden würde. In Patricia Nickel, die seit 20 Jahren die Organisation des Basars, zunächst mit Gisela Schwab und heute mit Henriette von Ingelheim, innehat, wurde eine würdige Nachfolgerin von Ina Zinn gefunden. „Das ist zwar der anstrengendste Tag im ganzen Schuljahr, aber alle Mühe und Arbeit lohnt sich auf jeden Fall. Hier ziehen wirklich alle für gute Zwecke an einem Strang und das mit sichtlichem Spaß“, erklärte auch Schuleiter Lars Jügler. Als Beispiel nannte er die fleißigen Hausmeister, die den ganzen Tag weit über das eigentliche Maß hinaus sich engagierten und arbeiteten. Aber auch das Lehrerkollegium, die Elternschaft und natürlich die Schüler seien mit Feuereifer hier bei der Sache. Und nicht zuletzt ist der Weihnachtsbasar jedes Jahr ein Treffpunkt vieler ehemaliger Schüler, Lehrer und Eltern, die sich hier in ihrer „alten Schule“ treffen. Voll des Lobes waren für die Organisation und Durchführung der friedlichen, sozial vorbildlichen und von drei Generationen getragenen Großveranstaltung auch Landrat Sandro Zehner und Bürgermeister Christian Aßmann. Die beiden Ehrengäste waren anlässlich des Jubiläums des Weihnachtsmarktes in die Rheingauschule gekommen waren, unterstützten den guten Zweck und hatten gemeinsam mit Schulleiter Lars Jügler und den beiden Organisatorinnen das weihnachtliche Treiben eröffnet. Der weihnachtliche Gedanke von menschgewordener Liebe sei es, der den Basar trägt, denn hier engagieren sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen für andere hilfsbedürftige Mitmenschen.

Denn überaus fleißig wurde in den letzten Wochen wieder von Schülern, Lehrern und Eltern gebastelt, gebacken, genäht, geklebt, geschnitzt, gesägt, gemalt und gekocht für diesen Basar der Superlative. Auf dem Schulhof, in der Aula, in den Klassenräumen, im Musikraum und im Aufenthaltsraum, überall war etwas los und der weihnachtliche Duft zog durch die ganze Schule. Da funkelten Kerzen und Lichterketten und gab es ein wirklich sehr umfangreiches Angebot an Leckereien, Dekorationen und Geschenkideen rund um Weihnachten. Die über 1000 Besucher, die auch in diesem Jahr wieder der Einladung zum Benefizbasar folgten, waren alle überwältigt von dem Weihnachtsmarkt, den die Rheingauschule hier gemeinsam auf die Beine gestellt hatte. Das schönste an dem weihnachtlichen Spektakel war jedoch das Ergebnis, für das alle Beteiligten wieder Mühe und Arbeit auf sich genommen hatten, denn der gesamte Erlös, die beeindruckende Summe von über 9500 Euro, kommt auch in diesem Jahr wieder, ganz dem Motto entsprechend, hilfsbedürftigen Kindern im Rheingau und in der ganzen Welt zu Gute. Der Erlös wird unter dem Rheingauer Kinderschutzbund, interplast und der Rheingauer Jugend für Afrika als Einrichtungen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen in aller Welt geteilt.
Der soziale Hintergrund des Weihnachtsbasars geht ebenfalls auf Oberstudienrätin Ina Zinn zurück: „Im Juli 1984, kurz vor seinem 12. Geburtstag, starb ein Junge aus meiner Klasse an den Folgen eines Krebsleidens. Fast zeitgleich mit dem Tod dieses Schülers erkrankte die Mutter eines anderen Schülers an Brustkrebs. Leider verstarb auch diese Mutter. Wenn man so unmittelbar an diesem letzten Lebensabschnitt teilnimmt, erwächst der Wunsch, etwas tun zu wollen", erläutert Ina Zinn in der Festschrift zum Jubiläum den Anlass, weshalb sie sich damals für einen Benefiz-Weihnachtsbasar engagierte. Im Dezember 1985 schrieb sie den ersten Brief an das Kollegium, die Eltern und Schüler und bat um ihr Einverständnis, jährlich einen Weihnachtsbasar durchführen zu können. Der damalige Direktor Dr. Baschnagel begrüßte das Vorhaben, und so fand am 14. Dezember 1985 der erste Benefiz-Basar an der Rheingauschule statt. Als Anerkennung für dieses beispielhafte soziale Engagement durfte die Oberstudienrätin 1998, stellvertretend für alle, wie sie betont, den Ehrenbrief des Landes Hessen entgegennehmen.

Der Erlös betrug vor 40 Jahren schon 7400 Mark und wurde dem „Förderverein für tumor- und leukämiekranke Kinder" in Mainz und der „Frauenselbsthilfe nach Krebs-Gruppe Wiesbaden" gespendet. Als dann vor einigen Jahren bekannt wurde, dass der Kinderschutzbund Rheingau vor dem Aus stand, weil die staatlichen Subventionen so drastisch gekürzt wurden, dass an ein sinnvolles Weiterarbeiten nicht mehr zu denken war, entschieden Kollegium, Eltern und Schüler der Rheingauschule, auch den Kinderschutzbund nun regelmäßig zu unterstützen. Die jährlichen Einnahmen des Weihnachtsbasars wurden seitdem jedes Jahr gedrittelt und an mehrere Institutionen übergeben.

Insgesamt ist in den vergangenen Jahren eine stolze Summe von über 300.000 Euro bei den Benefizbasaren zusammengekommen und gespendet worden. In diesem Jahr kann die Schulgemeinde der Rheingauschule diese großartige Summe um mehr als 9500 Euro aufstocken, wie Patricia Nickel schon kurz nach Ende des Weihnachtsbasars mit berechtigtem Stolz bekannt gab. Der große Erfolg des Weihnachtsbasars sei jedoch nur durch die engagierte Unterstützung der Eltern und das unvermindert starke Engagement von Lehrern und Schülern möglich, erklärte sie.

Und das Helfen dabei auch noch viel Spaß machen kann, bewies der Basar auch: Engel, Weihnachtsmänner und Straßenmusikanten, die für den Basar Werbung gemacht hatten, Mütter, die wochenlang Adventskränze gebunden und dabei echte Freundschaften gegründet hatten, Stockbrot- und Würstchenbraten am Lagerfeuer, Märchenerzähler und Kinderschminken, das alles war und ist Teil des vorweihnachtlichen Treibens in der Schule. Die frischgebackenen Rheingauschüler der fünften Klassen fanden sich in Bastelgruppen zusammen und erarbeiteten gemeinsam mit ihren Eltern viele lustige und schöne Weihnachtsdekorationen. Ganz nebenbei lernten sie sich dabei auch gleich besser kennen. Und schließlich engagierten sich auch die Lehrer, die ohne nachzudenken ihren freien Freitagnachmittag opferten, Tische schleppten und Lichterketten aufhängten. Und da gab es musikalisch überaus talentierte Schüler, die gemeinsam mit den Musiklehrern, weiteren Lehrern und Eltern in einem kleinen Café direkt neben der Aula mitten im größten Trubel des Weihnachtsmarktes zu ganz besinnlichen Minuten bei Musik und Texten einluden. Wirklich keinen Wunsch ließ das Angebot mit seinen vielfältigen Verlockungen mehr offen. Und so war es dann auch kein Wunder, dass so lange, bis der Basar am Abend seine Türen schloss, ein Riesenandrang auf dem Schulhof, in den Gängen und Räumen der altehrwürdigen Rheingau-Schule herrschte.
Der große Erfolg des Weihnachtsbasars sei jedoch nur durch die engagierte Unterstützung der Eltern und das unvermindert starke Engagement von Lehrern und Schülern möglich, erklärte die Organisatorin. Und dass Helfen viel Spaß machen kann, bewies der Basar auch: da waren Abiturienten, die als Nikoläuse verkleidet den Kinder Süßigkeiten schenkten, Rosenkavaliere, die Blumen verteilten, da gab es eine Geisterbahn, ein kreatives Jugendcafé und frischgebackene Rheingauschüler beteiligten sich schon wenige Monate nach ihrem Start an der Schule schon am Basar. Da waren Lehrer, die ohne nachzudenken ihren freien Freitagnachmittag opferten, Klassenräume in Verkaufsstände umwandelten und auch hinterher wieder aufräumten und kehrten. Und keinen Wunsch ließ das Angebot mit Weihnachtskarten und Wollwichteln, Crêpes, Waffeln, Popcorn, selbstgebastelten Schlüsselanhängern, Baumschmuck, Kräutersalz, Cakepops, Kugelglück, dem Glücksspiel mit Weihnachtskugeln, Weihnachtsgebäck, Punsch und Genähtem, internationalen Köstlichkeiten und Spezialitäten, Bruchschokolade, Pommes und Bratwurst, Waffeln, Tee, Kerzen, Hot Dogs, warmen Getränken, Kaiserschmarrn, Rosen, weihnachtlichen Dankesgrüßen, Kinderbelustigung, Kaffee und Kuchen, Glühwein, veganen Hot Dogs und veganem Kakao, send a Nikolaus, Kunstkalender und Fotostation und vielem mehr offen. Und so war es dann auch kein Wunder, dass bis in den späten Nachmittag der Schulhof sich als gut besuchter Weihnachtsmarkt präsentierte.

Ein Bericht von Sabine FLadung vom 23.12.2025.

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