UNESCO-Projektschüler erkunden Weinbau vor Ort

25.05.2017

Weingut Georg Breuer ermöglichte Jugendlichen vielfältige Einblicke in den Weinbau am Rhein als Teil des Weltkulturerbe

Rüdesheim. (sf) Wolken aus Kalkstaub und aufgetürmte Mauerreste empfingen die neugierig gespannten Jugendlichen beim Besuch des Weingutes Georg Breuer in der Rüdesheimer Grabenstraße: "So hatten wir uns ein Weingut allerdings nicht vorgestellt", meinte die elf hessischen Schüler im Alter von 13 bis 16 Jahren, die an einem UNESCO-Projekt teilnahmen. Die Schüler waren eingeladen, an einem von insgesamt acht Workshops des diesjährigen Schülercamps der hessischen UNESCO-Projektschulen zum Thema Weltkulturerbe oberes Mittelrheintal teilzunehmen und hatten sich für den Besuch des Rüdesheimer Weingutes Georg Breuer entschieden. Denn nur der Zufall wollte es, dass gerade an diesem Tag die alte Vinothek im Hof des Weingutes abgerissen wurde. Das hinter dem Schuttberg der ehemaligen Vinothek ein besonders kulturträchtiger Teil Rüdesheims verborgen ist, brachte die elfköpfige Gruppe handverlesener Schüler aus ganz Hessen zum Staunen. Der junge Mitarbeiter im Weingut Georg Breuer Tim Höfling ermöglichte Jugendlichen an diesem Tag vielfältige Einblicke in den Weinbau am Rhein als Teil des Weltkulturerbes. Höfling verstand sich auf Anhieb mit den Schülern und begegnete ihnen auf Augenhöhe: er erzählte, dass er eine fundierte Winzerausbildung in seiner Heimatstadt Würzburg absolviert hatte und dann an der Hochschule Geisenheim Internationale Weinwirtschaft studierte. Sein Praktikum absolvierte er im renommierten Weingut Kracher im österreichischen Burgenland und nach dem Studienabschluss als Bachelor fand er direkt eine Anstellung bei Theresa Breuer in Rüdesheim. Der Wahlrheingauer steht voll hinter den Weinen der jungen, erfolgreichen Rheingauer Winzerin und ist mehr als bereit, als Imageträger aufzutreten und gemeinsame Interessen zu vertreten. Er erläuterte den Schülern die Historie des Weinguts Georg Breuer: Tim Höfling berichtete von der Gründung im Jahre 1880, der Namensgebung, und dass die jetzige Leiterin Theresa Breuer sehr viel Wert auf die Qualität des Weines legt und über 50 Prozent ihrer Arbeitszeit auf Reisen verbringt, um das Unternehmen zu vermarkten. "Wir produzieren auf insgesamt 34 Hektar und haben damit die Größe eines ordentlichen mittelständischen Betriebs. 60 Prozent der Weine werden ins Ausland exportiert, 30 Prozent an Gastronomen geliefert und der Rest in der jetzt neuen Rüdesheimer Vinothek verkauft", erläuterte er den Schülern des UNESCO-Camps.

Höfling nahm die Jugendlichen mit auf eine Exkursion kreuz und quer durch einen besonders spannenden Teil des UNESCO-Weltkulturerbes oberes Mittelrheintal, für das in Rüdesheim auch das mittlerweile patentierte dunkle Türkis des Weinguts Georg Breuer steht, das sich im letzten Jahr bei sehr hohen Qualitätsstandards immerhin 240.000 mal verkaufte. Mit der Seilbahn ging es von der neuen Vinothek neben der Baustelle direkt in den Weinberg, von dort aus in den großen Keller und dann wieder zurück. Die vielfältige Arbeit und Bedeutung der Weinberge erlebten die Schüler, die die Jahrgänge 7, 8 und 9 in ihren Schulen besuchen, direkt vor Ort nach der Fahrt mit der Seilbahn zum Niederwalddenkmal. Tim Höfling erklärte den Schülern beim Blick auf die Weinberge von oben, dass die Rüdesheimer Hänge besonders gut für den Weinbau geeignet sind: "Wie ihr sehen könnt, sind sie in Richtung der Sonne nach Süden ausgerichtet. Die Böden hier sind außerdem besonders mineralhaltig durch das zugrunde liegende Schiefergestein, das ergibt dann besonders elegante Weine." Vom Niederwalddenkmal aus wanderten die Jugendlichen durch die Weinberge zurück zum Weingut. "Ich hätte nie gedacht, dass es so viele unterschiedliche Anbau- und Pflegemethoden im Weinbau gibt", sagte der aufgeweckte Siebtklässler Samuel Schmidt aus Wetzlar während der Begehung durch die Gemarkung. Zurück ging es in den Keller: "Hier ist es feucht, damit das Holz der Fässer nicht austrocknet. An den Wänden könnt ihr den schimmelartigen Pilz sehen, der das Klima im Keller positiv beeinflusst", erklärte Höfling und verblüffte die Schüler mit der Auskunft, dass früher manchmal auch Winzer an Kohlenmonoxidvergiftungen durch Gärgase gestorben sind und daher Kerzen als Anzeiger für sinkenden Sauerstoffgehalt im Keller aufgestellt oder auch Kellerkatzen gehalten haben. Auch die abschließende Geruchsprobe in der Vinothek beeindruckte die Gruppe sichtlich.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 25.05.2017.

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