Zwei Schnösel der Marke "Investmentbanker" fachsimpeln über Grand-Cru-Classé-Rotweine aus Bordeaux.
Nach dem Motto "mein Haus, mein Boot, ... was kostet die Welt" schmeißen sie für vermeintliche Wein-Errungenschaften Geldbeträge in den Ring, mit denen andere ihren auch nicht gerade anspruchslosen Weinkeller für ein komplettes Jahr befüllen könnten.
Zugegeben, manche dieser exklusiven , Südwest-Franzosen schmecken großartig, obwohl sie mit Monsteraufschlägen wie Luxusgüter vermarktet werden. Aber allzu oft wird der Geschmack vom Schnösel-Geprotze der neureichen Konsumenten mit altmodischer und statusorientierter Wein-Einstellung vollständig ausgeblendet.
Da lobe ich mir die babbelnde Gemeinde von heiteren Wein-Nasen am großen runden Tisch in irgendeiner Strausswirtschaft des Rheingaus. Da geht es um den Riesling, um Winzer-Charakteren, um Fruchtnuancen und individuelle Weinempfindungen. In einer Weinwelt, in der Geschmacksstandardisierung zur Norm wird, bleibt der Riesling wohltuend auffallend und wunderbar eigenständig. Wer Riesling genießen und beurteilen will, braucht keine Börsennotierungen und Trendoptionen. Es genügt, diesen Wein, der so typisch für den Rheingau ist, im Glas seine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Dann beginnt man schnell zu schmecken, wo er herkommt und wer ihn gemacht hat.
Für die WEIN-KISTE probieren wir im Jahr schätzungsweise 300 verschiedene Rieslinge. Und glauben Sie mir, keiner schmeckt wie der andere. Obgleich sie alle eine gewisse Familienähnlichkeit haben besticht vor allem die atemberaubende Frische und die Bandbreite ihrer Aromen. Riesling ist kein Wein von der Stange. Was ihn besonders auszeichnet ist gerade die enorme Vielfalt an Weinen, die aus dieser Rebsorte erzeugt werden. In jeder WEIN-KISTE-Edition gibt es sechs davon - stets aufs Neue - und das alle zwei oder drei Monate! WEIN-KISTE-Kunden haben unablässig echt interessanten und höchst vielfältigen Genuss- und Gesprächsstoff. Nicht nur das unterscheidet sie von den Grand-Cru-Schnöseln.
In diesem Sinn: Zum Wohlsein!
Inspiriert von und frei nach Stuart Pigott, der mit "Planet Riesling" im TreTorri-Verlag gerade sein neues Buch veröffentlich hat.
