Drachenalarm im Geisenheimer Gemeindezentrum

19.11.2025

Theatergruppe Lampenfieber sorgte mit neuem Stück wieder für großen Märchenspaß für drei Generationen

Geisenheim. (sf) „Der Prinz von Pumpelonien bin ich und trag 'ne Krone. Ich wollt ich wär ein Pinguin, dann ginge es auch ohne. Ich ziehe in den finstern Wald, den Drachen zu erlegen. Doch mach ich ihn nicht gerne kalt - auch Drachen wollen leben! Kann sein, das Untier tötet mich - es sei denn, ich bin schneller! Das wär genauso fürchterlich, dann krieg ich Pimpinella. Ich will diese Prinzessin nicht, kann sie nun mal nicht riechen. Ich will auch ihre Mitgift nicht, ich will nur das Mariechen“, sang Kathrin Bach als „Prinz von Pumpelonien“ am vergangenen Wochenende auf dem Weg durch das begeisterte Publikum im evangelischen Gemeindezentrum von seinem leicht maroden Heimatschloss auf der einen Bühne hin zur gefürchteten Drachenhöhle auf der anderen Bühne. Und damit brachte sie die wunderbar phantasievolle Geschichte um das Anderssein, das Drängen in bestimmte Rollen und Normen und die Macht der Liebe des neuesten Stückes der legendären Geisenheimer Theatergruppe „Lampenfieber“ auf den Punkt.
Denn im Geisenheimer Gemeindezentrum war „Drachenalarm“ angesagt: fast 120 Minuten riesiger Theater-Spaß mit ganz viel Lokalkolorit, Situationskomik und märchenhafter Phantasie.

Im verarmten Königreich Pumpelonien herrscht große Aufregung: die umtriebige Königin Elodie (Tanja Form) möchte, dass ihr gar nicht königlicher Sohn, Prinz Pumpel (Kathrin Bach), die wohlhabende und hochnäsige Prinzessin Pimpinella (Katja Feller) aus dem Königreich Pipinien heiratet. Seinen Papa, König Pumpel (Lothar Domine), interessiert das kaum: Er setzt seine Krone nur zum Telefonieren auf, „repariert“ das kaputte Dach über seinem Bett einfach mit einem ausrangierten Sonnenschirm und möchte eigentlich den ganzen Tag nur „König ärgere dich nicht" spielen. Und Prinz Pumpel aber interessiert sich viel mehr für Mariechen (Elena Schütze), die herzensgute Gärtnerin, die als Findelkind am Blaubach gefunden wurde und nur ihre Katze Bumibol (Liv Schuler-Hermann) hat. Das Chaos wird perfekt, als sich die Prinzessin auf dem Weg nach Pumpelonien macht und der zum schrecklichen Menschenfresser verfluchte Drache Fidibus (Marius Stollberg) aus seinem Schlaf erwacht. Denn eigentlich mag Fidibus gar kein Menschenfleisch und will auch gar keine Angst verbreiten. Er liebt Himbeereistorte und Gurkenmus und er bewacht einen Schatz, von dem König Pimpi (Pia Faust) Kenntnis bekommen hat. Und weil seine Königin Bertlinde (Julia Pletz) so viel Geld für goldene Kutschen, täglich neue Kleider und Kronen für sich und ihre verwöhnte Tochter ausgegeben hat, ist der Pleite gegangene König sehr interessiert an dem Schatz. So findet er es auch gar nicht schlimm, dass Pimpinella von dem Drachen gefangen genommen wird und hofft, dass Prinz Pumpel oder ein anderer mutiger Kandidat die Prinzessin befreit, den Drachen tötet und er den Schatz bergen kann. Doch es geht auch viel einfacher: der Drache muss nämlich nur liebevoll behandelt und geküsst werden, um den Fluch zu brechen und den Schatz zu bergen. Von der Prinzessin allerdings bekommt er keinen Kuss, die kommandiert den Drachen lieber rum, lässt ihn die Höhle aufräumen und den ganzen Tag kehren. Sie lässt sich auch von keinem Prinzen retten, sondern nimmt stattdessen den schneidigen Eisverkäufer Gelato Gelatini mit dem schönen Eiswagen und dem berauschenden Brust-Toupet (Sarah Diefenbach). Erst als Mariechen und ihre Katze, aus dem Schloss vertrieben vom naseweisen Raben Noro (Martina Brendel), dem Drachen begegnen und ihm in seiner Notlage helfen, kommt es zum glücklichen Ende: Der Fluch des Drachen wird aufgehoben, Mariechen bekommt den Schatz und von Prinz Pumpel einen Heiratsantrag. Auf allen vier Bühnen im evangelischen Pfarrzentrum herrschte nun Freude und alle waren überglücklich, nicht zuletzt auch das kleine und große Publikum.

Seit 30 Jahren präsentiert das Ensemble „Lampenfieber" unter der Regie von Judit Schuler phantasievolle und aufwendig gestaltete Theatergeschichten und feiert immer wieder große Erfolge mit Stücken wie „Das Zauberkissen“, „Das Geheimnis der roten Schnur", „Kalle Wirsch“, „Gut gebrüllt, Löwe", „Zuckerwerk“, „Igraine Ohnefurcht“ oder „Die Opodeldoks". Und auch jetzt ist es der Geisenheimer Theatergruppe „Lampenfieber“ wieder gelungen, ein wundervolles Stück auf die Bühne zu bringen. Das 26köpfige Ensemble, dem drei Generationen angehören, spielt auch diesmal wieder mit „Drachenalarm“ auf vier Bühnen eine Geschichte, die sich durch ganz viel Spannung, Humor, Lokalkolorit und eine aufwendige Ausstattung auszeichnet. Bis ins kleinste Detail hat die Gruppe "Lampenfieber" wieder einmal liebevoll und mit großer Mühe Kulissen, Kostüme, Texte und Szenen arrangiert, die nicht nur kleinen Theaterfreunden, sondern auch vielen Jugendlichen und den erwachsenen Märchenfans wieder großes Vergnügen bereiten. Mit ihren aufwendig inszenierten Stücken versteht es die Truppe immer wieder, ganz außergewöhnliche Geschichten mit viel Fantasie humorvoll und kindgerecht umzusetzen und lässt ganz nebenbei auch Erwachsene wieder einmal an der kindlichen Traumwelt teilhaben. „Hier kann man wirklich mal wieder Kind sein“, meinte eine Zuschauerin, die ganz ohne Kinder jedes Jahr die Theaterstücke in Geisenheim besucht. Denn wer sich auf den phantastischen Spaß einließ, der erlebte am Wochenende im Geisenheimer Gemeindezentrum wieder einmal eine traumhafte Märchenreise beim Theater Lampenfieber. Auf den von allen Ensemblemitgliedern geschaffenen und von den Inspizienten Petra Carius und Isabella Siegler ausgestatteten Bühnen wurde die Geschichte an der Drachenhöhle im tiefen Wald, in den beiden Schlössern und dem im Schrank installierten Eissalon erzählt. Mit von der Partie auch die Kinder Antonia Bach und Jara Faust als Zofen, Jakob Bach, Noah Pletz und Josua Pletz als Herolde und die Bibberbärenbande von Janina Faust mit Tilo Hermann und Lina und Jule Schütze.
Von Jahr zu Jahr stellt sich die Theatergruppe höchsten Ansprüchen und das neue Stück, das diesmal gezeigt wird, war wieder ein Stück der Superlative. Angefangen von der wundervollen Kulisse, über die fantastischen und sehr fantasievollen Kostüme, die überaus passende Musikuntermalung bis hin zu der sehr lebendigen, mit großer Freude am eigenen Spiel dargebrachten Geschichte um die Liebe, den Reichtum und die wahre Freundschaft war dieses Theaterstück einfach klasse.

Neun Monate habe es gedauert, bis die Theatergruppe ihr neues Stück präsentieren konnte. Zunächst hatte man sich im Februar zusammengesetzt und über die Auswahl eines neuen Stückes gesprochen, so Regisseurin Schuler Die Geisenheimer Schauspieler sind bekannt dafür, dass sie aufregende Abenteuer zur Aufführung bringen. Zuerst habe es Lese- und Charakterproben gegeben, um für die vielen Rollen des Stückes die richtigen Darsteller zu finden. Als alle Rollen besetzt waren, begannen im Frühjahr die richtigen Proben. Gleichzeitig habe man begonnen, Kostüme zu entwerfen und zu schneidern und die Kulissen zu bauen. Dass die Theatergruppe "Lampenfieber" immer auf mehreren Bühnen gleichzeitig spielt, gehört zu ihren Spezialitäten und war auch diesmal wieder ein besonderes Highlight. An vier verschiedenen Plätzen im ganzen Gemeindezentrum wurde die aufregende Entführungsgeschichte gespielt und die Kinder und Erwachsenen reckten jedes Mal die Hälse, um auch ja nicht eine Minute des Theaterabenteuers zu verpassen. Wie viel Mühe und Arbeit in den Aufbauten, Kostümen und durchdachten und witzigen Requisiten steckt, läßt sich nur erahnen. Auf jeden Fall zeigte sich, mit wie viel Eifer, Freude und Spaß "Lampenfieber" bei der Sache ist. Man wolle mit den Stücken ganz bewußt die gesamte Familie ansprechen. Hier sollen Kinder nicht einfach nur zum Theatergucken abgeladen werden, sondern auch Mütter, Väter und Großeltern, Onkel und Tanten ihren Spaß haben und abends gemeinsam über das Erlebte sprechen und sich noch einmal in der Familie daran erfreuen, wünscht sich die Theatergruppe. Dass dieses Konzept aufgeht, bewiesen die vielen Erwachsenen und vor allen auch die vielen Männer im Publikum, die sonst beim Kindertheater eher selten zu finden sind. Doch die Stücke der Gruppe "Lampenfieber" sind nicht nur einfach Theaterstücke, sondern richtige Abenteuer, die auch Erwachsene in ihren Bann schlagen und im Publikum immer wieder mit neuen Überraschungen für Furore sorgen.

Ein Bericht von Sabine FLadung vom 19.11.2025.

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