Madonna und Schröter bekamen eine Reinigung

04.10.2025

Freundeskreis Mariae Himmelfahrt finanziert Oberflächenreinigung und Dokumentation der berühmten Kirchenfresken in Hallgarten

Hallgarten. (sf) Hochkonzentriert führte der Fachmann den Pinsel und einen Spezialschwamm über den Kopf des Pferdes, das vor über 90 Jahren auf die Wand in der Hallgartener Pfarrkirche gemalt wurde und die Szene zeigt, die als das „Marien-Wunder“ in Hallgarten bekannt ist. Die Legende erzählt eine Geschichte, bei der einem verzweifelten Brautvater, dessen Fass mit Hochzeitswein vom Wagen fiel und zerbrach, die Jungfrau Maria erschien, die mit einer Scherbe den Wein auffing und zurück ins Fass gab. Diese Szene hat der Kirchenmaler Ludwig Magnus Hotter 1934 in einem Bild an der Nordwand der Hallgartener Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt festgehalten. In einem weiteren Fresko gibt er die jahrhundertalte Verehrung der Hallgartener Schrötermadonna, die auch „Die schöne Hallgartenerin" genannt wird und deren bedeutende mittelrheinischen Tonplastik aus der Zeit um 1420, die sich ebenfalls in der Kirche befindet, wieder. Die Statue ist Patronin der Weinschröterzunft, die auf dem Bild vor der „Madonna mit der Scherbe" betet. Die Scherbe in ihrer Hand symbolisiert auch das Wein-Blut-Geheimnis der Eucharistie. Hotter schuf außerdem die Kreuzwegstationen, die sich heute unter der Empore befinden, und ein nicht mehr erhaltenes Fresko an der Südwand, das die „Hochzeit zu Kana im Rheingau" zeigte.

An den verbliebenen Fresken wurde jetzt von dem Diplom-Restaurator Georg F. R. Pracher aus Würzburg eine gründliche Oberflächenreinigung sowie eine umfangreiche Dokumentation erstellt. Schon lange wünscht man sich im Kirchort Hallgarten eine umfassende Innenrenovierung der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Pfarrkirche. „Da sich diese Maßnahmen verzögern, haben wir vom Freundeskreis Mariae Himmelfahrt Hallgarten jetzt ein kleineres Renovierungsprojekt begonnen: Die Oberflächenreinigung und Retusche der beiden Fresken an der Nordwand“, berichtet Thorsten Patzelt vom Förderverein. Durchgeführt wurden die Arbeiten von Diplom-Restaurator Univ. Georg F. R. Pracher, dessen Familienbetrieb in Würzburg seit über 75 Jahre im Dienst der Erhaltung von Kunst- und Kulturgütern steht und auf zahlreiche erfolgreiche Konservierungen und Restaurierungen im In- und Ausland zurückblickt. „In der Verbindung und Kontinuität von traditioneller Kunsttechnik mit wissenschaftlicher Untersuchungsmethodik und moderner Atelierausstattung bieten wir mit unserem festen Mitarbeiterteam ganzheitliche Kompetenz bei der Konservierung, Restaurierung und Untersuchung sowie bei der präventiv- konservatorischen Betreuung von Werken alter und neuer Kunst“, erläuterte Pracher, der den Betrieb in dritter Generation führt. Er selbst hat seine Ausbildung und Spezialisierungsphase am Herzog Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig, am Metropolitan Museum of Art, The Cloisters in New York und im Rahmen eines Studiums der Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft an der TU München absolviert. Außerdem ist Georg F. R. Pracher Mitglied des Verbandes der Restauratoren (VDR) und des International Institute for Conservation of Historic and Artistic Works.

Bereits im Jahr 2013 wurden durch die Würzburger Restaurierungswerkstatt Pracher im Zuge der Reinigung der historischen Statue der Hallgartener Schrötermadonna auch Untersuchungen an den Wandbildern vorgenommen. Schon damals wurde dabei festgestellt, dass sich auf den Farbschichten der Fresken Schmutz abgelagert hat und sich zusätzlich durch das linke Bild ein Riss zieht. „Deshalb haben wir uns entschlossen, diese Maßnahme, auch im Vorgriff auf die Innenrenovierung und als Beispiel für eine gereinigte Raumschale, umzusetzen“, so Thorsten Patzelt. Die Kosten von rund 3.000 Euro hat der Förderverein Freundeskreis Mariae Himmelfahrt Hallgarten dafür bereitgestellt. Einen Antrag für die Reinigungsarbeiten hatten die Hallgartener Mitte des Jahres gestellt und bekamen nun aus Limburg die Genehmigung, die Arbeiten zu beauftragen.

Vergangene Woche war es dann so weit, zwei Tage lang war der Restaurator vor Ort und nahm behutsam den Schmutz von der Madonna und den Schrötern. Unterstützt wurde das Projekt durch sechs aktive und treue Helfer des Vereins, die die Kirchenbänke abgebaut und ein Gerüst aufgebaut hatten. Die Reinigung der beiden Fresken an der Nordwand ist aber nur ein erster Schritt, im Nachgang soll jetzt entschieden werden, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind.

Ein Bericht von Sabine FLadung vom 04.10.2025.

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