Gutenberg in der Domherrenkammer

01.12.2023

Burgverein Eltville enthüllt das von der Geisenheimer Künstlerin Sitta Derstroff angekaufte Gutenberg-Bild in der kurfürstlichen Burg

Eltville. (sf) „Meine Werke sind ein lebendiger Dialog zwischen mir und dem Betrachter mit und durch meine Kunst. Meine Motivation ist die Verbundenheit und die Beziehung zwischen Kunst und Mensch!“, sagt die Geisenheimer Künstlerin Sitta Derstroff und genau diesen Dialog erleben jetzt die Besucher der kurfürstlichen Burg: in der Domherrenkammer das 2x2 Meter große Gutenbergbild von Sitta Derstroff feierlich enthüllt. Der Burg- und Gutenberg-Verein Eltville hat das Kunstwerk mit dem Konterfei von Johannes Gutenberg erworben. Die bekannte Rheingauer Künstlerin Sitta Derstroff hatte die Mixed-Media-Collage speziell für das „Schön hier - Festival“ im vergangenen Jahr geschaffen. Zu sehen war die Collage auf Leinwand auf der Rosenterrasse der kurfürstlichen Burg und schon damals sorgte das Bild für Furore. Jetzt wird es dauerhaft in der Domherrenkammer sichtbar sein und ist ein erster Schritt bei der geplanten Umgestaltung der Kammer zu einem modernen, ansprechenden und interaktiven Eltville-Museum unter dem Motto „Eltville - gestern, heute und morgen“, wie Thomas März erläuterte. „Ein wundervolles, farbenfrohes Porträt des "Man of the Millennium"!“ hielt er bei der offiziellen Enthüllung des Bildes fest. Der Burg- und Gutenbergverein hatte zu diesem Anlass zu einer kleinen Feierstunde mit der Künstlerin und Bürgermeister Patrick Kunkel eingeladen, der ebenfalls von dem neuen Kunstschatz in der Burg begeistert war.

Der Weg des Derstroff’schen Gutenberg in die Kurfürstliche Burg war aber gar nicht so einfach. Zwar waren sich der Burg- und Gutenbergverein und die Künstlerin schnell über den Verlauf einig – Sitta Derstroff war voller Freude, dass ihr Bild vom Burgverein angekauft wurde und jetzt dauerhaft einem breiten Publikum öffentlich gemacht wird. Der Burg- und Gutenbergverein wiederum freute sich über den fairen Preis, doch dann kamen die bürokratischen Auflagen: der Brandschutz untersagte das geplante Aufstellen des Kunstwerkes auf der hölzernen Aussichtsplattform und in der Domherrenkammer hätte ein Anbringen des Bildes an der Wand der Genehmigung des Denkmalschutzes bedurft. Die Lösung war eine denkbar einfache und weitreichende Idee: das Bild, dessen Leinwand sowieso schon über Ösen von der ersten Aufhängung beim Schön hier-Festival verfügte, wurde in einen Metallrahmen gespannt, den man extra anfertigen ließ und der das Kunstwerk auf Rollen sogar mobil macht. So kann es bei Bedarf auch ganz einfach an anderen Orten gezeigt werden. „Das Verspannen der Leinwand in den Metallrahmen lässt Raum für einen großartigen Medienrevolutionär, der mit seiner Erfindung einst sprichwörtlich jeden Rahmen sprengte!“, war die einhellige Meinung schon bei der Enthüllung.

In der Domherrenkammer macht sich das in orangem und lila gehaltene Konterfei des Erfinders der Buchdruckerkunst vor den lateinischen Buchstaben einer Originalseite seiner legendären Bibel sehr eindrucksvoll. „Er war ja auch ein Revoluzzer und das wollte ich ausdrücken!“, erklärt Sitta Derstroff, die rund neun Monate von der Idee bis zur Fertigstellung an dem Bild gearbeitet hat. „Das Leben selbst ist meine größte Inspirationsquelle und ich beginne meine Arbeiten meistens mit der Wahl des Materials. Das Ergebnis ist meistens offen, denn im Prozess folge ich meinen eigenen Gesetzmäßigkeiten. Dazu schöpfe ich jede künstlerische Möglichkeit aus. Somit steht im Fokus nicht ein bestimmter Stil, sondern meine Vision. Meine Werke entstehen in offenen Zyklen und manchmal auch parallel. Ich brauche diesen Wechsel und die Freiheit, mich künstlerisch auszudrücken und weiterzuentwickeln. Denn die Herausforderung des Neuen ist größer, als Bestehendes zu wiederholen. Schöpfen ist für mich ein Raum, der nur mir gehört. Diese Freiheit gestattet mir ein tiefes und selbstbestimmtes Arbeiten in Prozessen. Wenn ich den Raum betrete, bin ich verbunden, mit mir selbst und mit allen anderen und im besten Falle auch mit einer universellen Kraft. Das ist die Essenz, eine Lebendigkeit, die nur aus mir selbst kommt und für den Betrachter erlebbar wird. Beständigkeit findet sich bei meiner Handschrift, meinen Themen und im quadratischen Format, das ich bevorzugt wähle!“, erklärte die Künstlerin.

Für das Gutenberg-Porträt hat sie die Technik der Mixed-Media-Collage gewählt und alte Drucke und Schriften auf der Leinwand verleimt und mit Acrylfarben und Pigmenten lasierend übermalt. „Mixed-Media steht in der Kunst für das Verbinden oder Mischen verschiedener Materialien und Techniken auf einem Bild. Die Collage kommt aus dem französischen und bedeutet „aufkleben“. Sie beschreibt eine Technik der Kunst, bei der verschiedene Papiere, Schriften und weitere Elemente auf dem Untergrund neu arrangiert und verklebt werden. „In meinen Mixed-Media-Collagen gehe ich auf Spurensuche und verbinde die Geschichte mit der Moderne. Das Leben und Schaffen Gutenbergs und auch seine Wurzeln hier in Eltville waren die Inspiration für dieses Werk!“, so die Künstlerin.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 01.12.2023.

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