Rosa Bällchenbad, Schallplatten und Jesusbild

25.04.2022

Von allem Ebbes: Höfeflohmarkt in Oestrich-Winkel mit 288 Teilnehmer war wieder ein riesiger Erfolg/500 Euro für Ukraineflüchtlinge

Oestrich-Winkel. (sf) „Wir danken den vielen Besuchern und haben sage und schreibe 500 Euro eingenommen. Die Spende geht an eine Gruppe von mehreren Familien, die dank der aus der Ukraine stammenden Besitzerin vom „Rheinblick“, in Hattenheim Wohnraum gefunden haben. Es war ein schöner Tag trotz vereinzelten Regenschauer!“, resümierte Elfriede Martin am Sonntagabend. Sie war eine der 288 Teilnehmer des zweiten Höfeflohmarktes in Oestrich-Winkel und hatte in ihrem Hof in der Kirchstraße mit ihrer Familie nicht nur „Von allem ebbes“ zu Gunsten Ukrainischer Flüchtlinge verkauft, es gab auch selbstgebastelte Osterkränze von den Flüchtlingen selbst im Angebot. „Mich hat es sehr gerührt, wie viele Menschen in dieser Not behilflich sind und zum Beispiel ihren Wohnraum zur Verfügung stellen. Das war für mich der Anreiz den Erlös unseres Flohmarktes zu spenden und ich habe es gerne gemacht. Man kann die Menschen in dieser Lage nicht im Regen stehen lassen. Es war für mich eine Herzenssache!“, so Elfriede Martin. Der besondere Dank der Familie Martin ging aber an die Organisatoren des Höfeflohmarktes: „Julia Scharf und ihr Team haben zum zweiten Mal so tolles Höfeflohmarktfest mit viel Engagement und in ihrer Freizeit auf die Beine gestellt!“, hielt sie fest. Und auch in der Facebook-Gruppe „Höfeflohmarkt“ erntete Julia Scharf dafür viel positive Resonanz, die Teilnehmer bedankten sich alle bei ihr. „Hoffentlich wird das noch viele Jahre stattfinden!“, äußerten viele.

„Das war Mega heute! Vielen Dank an Aussteller, Besucher, die Mithelfern und Kreativen. Ich bin müde und stolz!“, sagte auch Ideengeberin Julia Scharf am Sonntagabend. Schon im Herbst letzten Jahres hatte sie „einfach mal gemacht“ und den Höfeflohmarkt im gesamten Stadtgebiet mit 114 Teilnehmern in nur 16 Tagen organsiert. Jetzt mit mehr Vorlauf, einigen Verbesserungsvorschlägen und Ideen aus dem Vorjahr gab es die zweite Auflage, für die sie sogar im HR-Radio Werbung gemacht hatte. Zur Seite stand Organisatorin Julia Scharf wie schon bei der Premiere das gleiche Team: IT-Spezialist Stefan Englert hatte eine Online-Straßenkarte mit allen teilnehmenden Flohmärkten im Stadtgebiet erstellt und eine Website mit Facebook-Auftritt. Eine neue Verbesserung war es, dass die Straßenkarte eine Filterfunktion hatte und die Kunden damit gezielte Höfe und Stände ansteuern konnte. Neu war auch, dass man sich die Teilnehmerliste ausdrucken konnte. Außerdem hatten die Flohmarktbestücker auf der Facebookseite gepostet, was sie genau im Angebot haben, wie zum Beispiel Kinderkleidung in speziellen Größen, was sehr gut ankam. Yvonne Bug hatte wieder ein tolles Plakat und Flyer erstellt und Carsten Sinß mit seinen Kontakten zu vielen Vereinen, Gastronomen und Winzern hatte für die kulinarische Unterstützung gesorgt und -ebenfalls ganz wichtig - für Toilettennutzung der vielen Flohmarktbesucher. So hatte der CVW zum Beispiel in seiner „Berlbud“, dem Dietmar-Schneider-Haus in der Engerstraße als ideale Anlaufstelle zwischen den Flohmärkten Kaffee und selbstgebackenen Kuchen angeboten.

Die Flohmärkte selbst waren teilweise überaus gut besucht, trotz des durchwachsenen Aprilwetters, das so gar nicht gemeldet war. Die meisten Standbetreiber waren zufrieden mit ihren Geschäften, einige hatten nicht so viele Kunden gehabt, was sie auch dem Osterferien-Beginn schuldeten. Ganz unbestritten überwog aber die Begeisterung, selbst wenn man nicht so viel verkaufte wie gehofft. „Es ist einfach wunderbar, wie sich Oestrich-Winkel heute präsentiert, so einen Zusammenhalt in unserer Stadt gibt es nur selten, selbst Hallgarten macht mit und in allen Ortsteilen ist so richtig was los!“, hielt ein Oestrich-Winkeler begeistert fest.
Und das war auch so: überall in den Straßen, in den hintersten Ecken, den kleinsten Gässchen konnte man bunte Luftballons sehen als Zeichen, das sich hier noch ein Hof- oder Garagenflohmarkt versteckte. Aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet waren Gäste, Besucher und Kunden gekommen. Manche ganz gezielt, wie einige professionelle Händler, die alle Stände zum Beispiel nach Zinn absuchten, andere einfach nur zum Bummeln und gucken. Viele Familie mit kleinen Kindern, die auf der Suche nach guterhaltener Kleidung und Spielsachen waren gekommen. Sie waren an einigen Ständen dann auch ganz besonders willkommen, wie bei Nicole König im Mühlacker in Winkel, die einen ganzen Spielparcours für die Kleinen zusammen mit einer Mini-Hüpfburg aufgebaut hatte, damit die Kleinen spielen konnten, während die Großen einkauften. Zusammen mit ihren Nachbarn boten hier fünf Familien ihre Waren feil.

Viele Kuriositäten gab es, wie das große Jesusbild mit Schafsherde: „Der gute Hirte, Psalm 23!“, erläuterte eine ältere Dame, deren Mann sich am gleichen Stand ein Keyboard gekauft hatte. Einen Mini-Staubsauger für Kinder, heißbegehrte Langspielplatten, die wieder richtig „in“ sind, Elektrorasenmäher, Legosteine, die überall gesucht wurden oder gar ein rosa Schloss als Bällchenbad, das eine Frau kommentierte: „Das wäre was für meinen Mann zum Geburtstag!“. Überall wurde dem heimlichen Motto des Höfeflohmarktes „Von allem ebbes“ angeboten. Mit ganzen Kinderwagen voller Schnäppchen kamen einem Mütter entgegen, Väter schleppten kartonweise Bücher und Spiele hinterher. Und die Kinder hatten auch riesigen Spaß – sowohl als durchaus gewiefte Verkäufer als auch als Kunden auf Schnäppchenjagd. Auch viele Ostergeschenke wurden am Sonntag gekauft: „Ich habe für meine Mama eine Kette gekauft und für meinen kleinen Bruder ein Buch von Peter Hase“, erklärte die elfjährige Ella. Vor allem in der Winkeler und Mittelheimer Hauptstraße hatten die Bewohner fast in jedem zweiten Hof Bücher, Kleidung für Babys, Kinder und Erwachsene, Gläser, Porzellan, CDs, Spielsachen, Antiquitäten, ja sogar Rasenmäher, Fahrräder, aber auch Kinderwagen oder gar mal einen Rollator angeboten. Auch ganze Haushaltsauflösungen, Kleinmöbel und allgemeinen Trödel gab es und lockte schon am frühen Sonntagmorgen auch mehrere Händler nach Oestrich-Winkel, die vielfach direkt bei Öffnung der Höfe vorstellig wurden.

Nur glücklich Gesichter gab es so zu sehen und in allen Höfen freudiges Treiben, das schon ein bisschen Volksfestcharakter hatte. Gerade auch das Gespräch miteinander war an diesem Sonntag scheinbar genauso wichtig wie die Jagd nach Schnäppchen. Auch Julia Scharf bestätigte, dass sie weitläufig nur positives Feedback gehört habe. Trotzdem habe sie gerne ein offenes Ohr für „den einen oder anderen Input zur Verbesserung“. Aktiv will sie auch alle „Hofbeschicker" jetzt im Nachgang anschreiben und um ein Feedback bitten: „Denn vielleicht gibt es gute Ideen, auf die wir noch gar nicht gekommen sind. Und auch sie selbst und Stefan Englert hätten schon wieder die ein oder andere Idee im Kopf. „Wir haben ganz fest vor, diese Veranstaltung als regelmäßiges Event in unser Stadtbild zu integrieren. Wie und in welchem Rahmen, das werden wir im Organisationsteam besprechen und dann alle Interessierten zum gegebenen Zeitpunkt wissen lassen.“, sagte sie.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 25.04.2022.

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