Finden, Freuen, Posten

01.04.2020

Kleine Kunstwerke der Gruppe „RheingauSteine“ zaubern Lächeln mitten im Alltag

Rheingau. (sf) „Was ist denn das? Guck doch mal dieser Stein hier, der ist ja bemalt und wie schön: zwei Damen in bunten Bikinis mit Sonnenhut sitzen am Gischt schäumenden Meeressaum im Sand, drei Möwen fliegen über das blaue Himmelszelt und grüne Badeschlappen liegen im Sand. Das erinnert mich total an unseren Urlaub an der Nordsee“, versonnen lächelnd stecke ich den handtellergroßen Stein ein, den ich bei meiner Hunderunde mitten in den Weinbergen gefunden habe. Dabei entdecke ich, was auf der Rückseite dieses kleinen Kunstwerkes steht: „Finden, Freuen, Posten – Rheingausteine“ und das Facebook-Zeichen. Zu Hause werde ich dann schnell fündig: tatsächlich gibt es auf Facebook eine Gruppe „Rheingausteine“, die sich über jedes neue Mitglied zu freuen scheint und die Steine, die hier gezeigt werden, sind wirklich beeindruckend schön. Die kleinen Kunstwerke der „RheingauSteine“ zaubern ein Lächeln mitten im Alltag - natürlich auch bei den Leuten, die kein Facebook haben.
Überall kann man sie finden, an Briefkästen, auf Mauern, beim Spazierengehen in den Weinbergen, im Wald und am Rhein. Und stets sorgen sie beim Finder für ein Lächeln im Gesicht, denn die künstlerische Vielfalt dieser mit viel Liebe und sichtlichem Spaß bemalten Steine ist riesengroß: da gibt es Tiere aller Art, die sich der Form und natürlichen Farbgebung der Steine anpassen, mal wird der Stein ganz paradox zu einer Feder oder einer Blume, zu einem Herz oder ganz künstlerisch zu Landschaftsansichten, zu Gesichtern, Clowns und vielem mehr.

Hinter den kleinen Kunstwerken stehen Frauen, Männer und Kinder aller Altersgruppen, die sich der Facebook-Gruppe angeschlossen und Spaß daran haben, anderen eine kleine Freude im Alltag zu bereiten, wenn sie einen solchen künstlerisch bemalten Stein finden und auch wieder weitergeben. „Auswildern“ nennen die Stein-Freunde das und längst nicht nur im Rheingau sind diese bemalten Steine zu finden, deutschlandweit und darüber hinaus gibt es solche Gruppen, die Steine künstlerisch bemalen und zum Finden und Freuen auslegen.
Im Rheingau hat die 46jährige Nicole Schueler aus Eltville die Gruppe „RheingauSteine“ gegründet und auf Facebook installiert. Hier fungiert sie auch als Administratorin der Gruppe, hat mittlerweile aber auch viele Helfer und Moderatoren, die sie unterstützen. „Auf die Idee brachte mich ein guter Freund, der in Taunusstein beim Gassi gehen einen „Taunusstein“ gefunden hatte. Er hatte mir von der Gruppe bei Facebook berichtet und ich habe den Stein mit in den Urlaub genommen und ihn dort ausgelegt. Zu Hause schaute ich nach, ob es im Rheingau auch schon solch eine Gruppe geben würde, konnte leider nichts finden, aber ich fand die Idee so schön und dieser Stein hatte mich so erfreut, dass ich im August letzten Jahres die Gruppe „RheingauSteine“ gründete. Es gibt mittlerweile schon einige hundert solcher „Stein-Gruppen“ in ganz Deutschland und auch in anderen Ländern.
Zu ihrer Unterstützung hatte sich Nicole Schueler ihre langjährige Freundin Anke Paulus aus Erbach dazu geholt und lange war „RheingauSteine“ dann eine kleine übersichtliche Gruppe mit 250 Mitgliedern. Vom Anfang an hatten alle riesigen Spaß daran, unter dem Motto „Finden, Freuen, Posten“ kleine Steine zu sammeln, mit nach Hause zu nehmen und mit Pinsel und Farbe in die schönsten Kunstwerke zu verwandeln, die dann beim nächsten Spaziergang wieder ausgelegt werden. „Das Schönste ist natürlich, wenn die Finder auf unserer Facebook-Seite von ihrem Fund berichten, Bilder der gefunden Steine posten und so den Künstler „belohnen“, weiß auch Silvia Porth aus Winkel, die zu den fleißigsten Künstlerinnen gehört und wunderbare kleine Kunstwerke aus Steinen erschafft. Immer mehr sprach sich herum, was es mit den schönen Steinen auf sich hat, die viele Leute beim Spazieren gehen im Rheingau finden.

Seit Februar diesen Jahres hat die Gruppe RheingauSteine bei Facebook dann auch schlagartigen Zuwachs bekommen und ist mittlerweile auf über 1.100 Mitglieder gewachsen, Tendenz steigend. „Da es immer mehr administrative Arbeit gab und wir selbst nicht mehr zum Malen gekommen sind, haben wir noch Silvia Porth aus Winkel und Sonja Gönder aus Erbach als unterstützende Moderatoren dazu geholt und nun sind wir ein perfektes Quartett“, erzählt Nicole Schueler und betont: „Diese Gruppe ist in erster Linie dazu gedacht, Menschen zu erfreuen, Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und diese Freude mit anderen zu teilen“.
Wenn sie im Bekanntenkreis erzähle, dass sie eine „Steine-Gruppe auf Facebook“ betreut, werde sie immer erst einmal verwundert angeschaut und muss dann vieles erklären: „Die Gruppe hat sich zusammen gefunden, um am Rhein oder in den Weinbergen gesammelte Steine zu bemalen, auf die Rückseite des Steines den Gruppennamen „RheingauSteine“ mit dem Facebook-Zeichen, sowie #finden #lächeln #posten #auslegen, zu versehen und diese bei einem Spaziergang im Rheingau oder auch anderswo im In- und Ausland wieder auszulegen“. Mittlerweile sei ein Stein aus dem Rheingau sogar schon mit nach Thailand genommen worden: „Wir sind sehr gespannt, ob er den Weg in seine „Heimatgruppe“ wiederfindet“. Denn wenn solch ein Stein gefunden wird, freut sich die ganze „Mannschaft“ darüber, wenn ein Foto von dem bemalten Stein mit Vorder- und Rückseite sowie Fundort in der Facebook Gruppe erscheint. „Dann erfreuen wir nicht nur die Finder der Kunstwerke, sondern auch die Künstler“, so Nicole Schueler. Danach dürfe der Stein gerne behalten werden oder er wird wieder ausgelegt, um einem anderen Menschen Freude damit zu bereiten. „Wir haben schon viele Resonanzen bekommen: Finder von Steinen berichten, dass die Gruppe ihnen in verschiedenen schweren Lebenslagen sehr geholfen hat oder sie bewusster die Natur wahrnehmen. Das macht uns einfach unfassbar glücklich“, so die Gründerin der Gruppe.

Und nicht nur virtuell agiert die Gruppe: „Derzeit planen wir unseren ersten Stammtisch und haben weitere Themen auf dem Plan. Unter anderem eine Unterstützung der Steine-Gruppe „Worldstones“ mit einem „Marienkäfer-Flashmob zum 1. Mai, bei dem weltweit an diesem einen Tag als Marienkäfer bemalte Steine ausgelegt werden sollen“. Die Rheingauer Künstler seien schon fleißig dabei, viele Steine mit Farbe und Pinsel in Marienkäfer zu verwandeln. „Die werden dann alle am 1. Mai gesammelt auslegt und ein Foto erstellt, das wir dann der Steine-Gruppe „Worldstones“ zur Verfügung stellen“, erklärt Schueler.
Eine weitere Aktion ist das „Titelbild-Projekt“, bei dem das Gruppenfoto der „RheingauSteine-Community“ den Namenszug mit Buchstaben-Steinen präsentieren wird, die die Mitglieder alle gemalt haben. Außerdem gibt es jetzt auch jeden Monat ein künstlerisches Thema: „Der Monat März steht unter dem Motto „Insekten“ und soll anregen, gefundene Stein malerisch in Insekten zu verwandeln. Aber natürlich dürfen auch immer andere Motive gemalt werden. Es dient nur zur kleinen Anregung und es kommen wunderbare Kunstwerke zum Vorschein“, so Nicole Schueler. Als Gemeinschaftsprojekt ist auch der sogenannte „Mit-Mal-Stein“ gedacht: „Hier sind gerade zwei Schieferplatten auf Wanderschaft, auf denen Felder gekennzeichnet sind, in denen die Finder die Möglichkeit haben, sich auf der Steinplatte mit einem bemalten Feld zu verewigen“, so Nicole Schueler. Die komplett bemalten Platten könnten dann auch ausgestellt oder irgendwo in der Natur aufgehängt werden. „Leider ist uns eine Platte abhandengekommen, die noch nicht fertig bemalt war. Zuletzt wurde dieser Mit-Mal-Stein am Rheingauer Dom in Geisenheim gesehen“, erläutert Schueler und betont, dass der Stein schmerzlich vermisst werde: „Falls jemand diese Platte irgendwo gesehen hat, würden wir uns freuen, wenn sie wieder „auf Reisen“ geht, damit die anderen Felder auch ausgemalt werden können“.
Man habe noch viel vor und Vieles sei noch in Planung, sagt die relativ junge Gruppe und lädt dazu ein, sie auf Facebook zu besuchen: „Wir freuen uns natürlich über kreative Rheingauer, die sich uns gerne anschließen möchten“.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 01.04.2020.

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