Denkmalgeschützte Gebäude werden verkauft

08.04.2017

Bistum Limburg will das Osteinische Barock-Ensemble der Sankt Ursula-Schule verkaufen/Eltern in Sorge

Geisenheim. (sf) Die Gerüchteküche brodelte schon länger: die denkmalgeschützten Gebäude auf dem Gelände der Sankt Ursula Schule sollen durch das Bistum Limburg verkauft werden. Nach einem Elternvertreterabend, in dessen Rahmen der Schuleiter Dr. Hermann-Josef Schlicht die besorgten Eltern über den geplanten Verkauf informierte, liefen die Telefone dann erst richtig heiß. Zu hören war von den Angehörigen der Sankt Ursula Schule, das schon in nur einem Monat bereits der Verkauf der Gebäude, die zur Rüdesheimer Straße hin grenzen über die Bühne gehen soll. Und, was für besonderen Unmut sorgte, das auch ein Großteil des Schulhofes verkauft werden soll. "Nicht nur das damit fast die Hälfte des Schulgeländes verloren geht, auch wenn hier ein Investor Wohnungen baut, sind doch Probleme mit dem angrenzenden Schulgebäude vorprogrammiert. Was kommt dann als nächstes, eine Mauer?", fragten sich die sehr besorgten Eltern.

Für ein klärendes Gespräch standen weder Schulleiter Dr. Schlicht, noch Stephan Behr von der Trägergesellschaft Hildegardisschule und das Liegenschaftsamt des Bistum Limburg bereit. Alle verwiesen auf die Pressestelle des Bistum Limburg mit dem Hinweis, dass man keine Auskünfte zu dem geplanten Verkauf machen könne und dürfe. Nach einer schriftlichen Anfrage des Rheingau-Echo meldete sich dann Pressesprecher Stephan Schnelle. Er informierte zunächst, das das Bistum nur der Verkauf des Osteinischen Barockensemble plant. "Diese Gebäude haben keine Perspektive als Schulgebäude. Die Auflagen des Brandschutzes sind einfach zu hoch. Auch zur Zeit werden nur im Erdgeschoß wenige Räume genutzt", sagte er. Die Trägergesellschaft sei im Gespräch mit Interessenten, Möglichkeiten für die Nutzung der Denkmalgeschützen Gebäude gäbe es mehrere, aber natürlich habe man bei den Gesprächen mit Investoren im Blick, das die Gebäude an ein Schulgelände grenzen. Und vom einem Verkauf des Schulhofes wusste Schnelle zunächst nichts. "Verkauft werden soll nur das Barockensemble Oststeinisches Palais", sagte er, revidierte dann aber kurze Zeit später, nachdem er sich "selbst noch einmal schlau gemacht habe", das auch der Eberbacher Hof und tatsächlich auch "dazu gehörende Teile des Schulhofes" verkauft werden sollen. Durch den Neubau auf dem Schulgelände würden alle pädagogischen Maßnahmen der Schule erhalten bleiben. Schnelle versprach, das es weitere Informationen gäben werde, sobald der Verkauf unter Dach und Fach sei.

Besonders bitter ist bei der ganzen Angelegenheit auch, das erst 2009 rund 80 Lehrer, Schüler und Eltern in Eigenarbeit und mit eigenen Spenden den Eberbacher Hof der St. Ursula-Schule neu gestaltet hatten. In vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden war aus dem "völlig verwahrlosten Abstellplatz" ein schön gestalteter Hof mit Terrasse, schattigen Sitzplätzen unter Bäumen, Kräuterspirale und ansprechenden Pflanzungen geworden. Schon damals hatte man durch das Aufstellen der Container-Klassenräume Platz verloren und auf der Suche nach weiteren freien Flächen auf dem Schulgelände den Eberbacher Hof vom Abstellplatz für die Motorroller der Schüler in einer gemeinsamen Aktion mit der ganzen Schulgemeinde zu einem echten Schmuckstück ausgebaut. Initiator war damals Schulleiter Dr. Hermann-Josef Schlicht gewesen. "Im Vorfeld zu den Arbeiten im Eberbacher Hof hatten wir schon im Mai letzten Jahres einen neuen Parkplatz für die Roller der Schüler geschaffen. Zwischen dem Montessori-Kindergarten und einem weiteren Palais war in einer Ecke ein Stück alter Rasen abgetragen und die rund 20 Quadratmeter mit Waschbetonplatten belegt worden, wo jetzt die Motorroller der Schüler genügend Platz haben, erläuterte Dr. Schlicht damals. Danach hatten die Arbeiten im Eberbacher Hof begonnen. Durch seinen Kontakt zu Prof. Paul von der Fachhochschule Geisenheim hatten Gartenbau-Studenten bei den Planungen mitgeholfen, die in einer Fallstudie direkt vor Ort verschiedene Pläne ausgearbeitet hatten. Drei wurden prämiert und aus diesen Vorschlägen suchten man dann die Idee aus, die am besten in Eigenarbeit umsetzen konnte. Der Schulträger, das Bistum Limburg, hatte 40.000 Euro zur Verfügung gestellt, denn nicht alle Arbeiten konnten ehrenamtlich ausgeführt werden. So war eine große Terrasse aufgeschüttet und angelegt worden und bis zu 30 Zentimeter tiefe Betonflächen und Mauern mussten aufgebrochen werden. Auch die Pflasterungen waren von einer Gartenbaufirma fachgerecht vorgenommen worden. Die rund 80 Helfer rückten dann an sieben Wochenenden an, schleppten Steine, fuhren Erde und Sand in Schubkarren, pflanzten Blumen und Bäume, stellten Bänke auf und vieles mehr. "Die gesamte Maßnahme hätte rund 140.000 Euro gekostet, wenn sie komplett von Firmen ausgeführt worden wäre, wir haben dem Schulträger also viel Geld erspart. Und viele der Schüler machten das hier wirklich zu ihrer Sache und waren mit Feuereifer dabei", erzählte Dr. Schlicht damals stolz bei der Eröffnungsfeier. Nun wird auch dieser neugestaltete Hof bald nicht mehr zum Schulgelände gehören.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 08.04.2017.

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