Völkermühle - der Talk: "Was passiert, wenn rechtsextreme Kräfte an die Macht kommen? Das Beispiel Kloster Tiefenthal

... zeigt: Wir brauchen einen Mentalitätswandel!". Vortrag und Gespräch mit Stefan Schröder und Timo Georgi

Heute haben Menschen, die vor Not, Krieg oder Verfolgung aus ihrer Heimat geflüchtet sind, vorübergehend eine neue Bleibe im Kloster Tiefenthal gefunden. Kaum jemand mag sich daran erinnern, dass sich ab 1943 im Kloster Tiefenthal der SS-Jagdverband Südwest, eine Spionageeinrichtung und eine Kampfschule befanden.
Schon 1939 hatten die Nationalsozialisten das Kloster (wie viele andere Klöster auch) beschlagnahmt, die „Dernbacher Schwestern" vertrieben und es in eine „BDM"-Schule umfunktioniert.
Himmler initiierte angesichts des alliierten Vormarsches den „Aufbau einer Widerstandsbewegung in den dt. Grenzgebieten", der er den Namen "Werwolf" gab. Heute würde man es als „hybride Kriegsführung“ bezeichnen.

HSSPF (Höherer SS- und Polizeiführer) „Rhein-Westmark", Jürgen Stroop, „empfahl“ nach den von ihm „erfolgreich" geleiteten grausamen „Säuberungsaktionen des Warschauer Ghettos" von Wiesbaden aus überzeugte Nationalsozialisten zur Partisanenausbildung nach Tiefenthal, wo man sie für die Spionage und den Untergrundkampf in Form von gezielten Sabotageakten auf deutschem Boden in den rückwärtigen Gebieten der Alliierten vorbereitete, um die Wehrmachtsverbände an der Front zu entlasten.

Der Begriff "Werwölfe" tauchte erstmals im Oktober 1944 in einer propagandistischen Rundfunkrede Himmlers anlässlich der Aufstellung des „Volkssturms“ auf, in der er zum Widerstand des Volkes gegen die alliierten Soldaten aufrief. Goebbels proklamierte in einer Rundfunkansprache dann „den rücksichtslosen Kampf eines jeden Deutschen bis zur Selbstvernichtung" in einer Rundfunkansprache als „Werwolf-Ideologie“: „Für die Bewegung sind jeder Bolschewist, jeder Brite und jeder Amerikaner auf deutschem Boden Freiwild. Wo immer wir eine Gelegenheit haben, ihr Leben auszulöschen, werden wir das mit Vergnügen und ohne Rücksicht auf unser eigenes Leben tun [...]. Hass ist unser Gebet und Rache unser Feldgeschrei. [...] Der Werwolf hält selbst Gericht und entscheidet über Leben und Tod“ - auch der deutschen Bevölkerung.
Eine unbekannte Zahl Soldaten und Zivilisten fielen noch in den letzten Kriegstagen fanatisierten Exekutionskommandos aus dem Hinterhalt zum Opfer.

1944 tötet der in Kloster Tiefenthal ausgebildete SS-Mann Kurt Tesch einen gefangenen US-Flieger. Der ,,Meuchelmord von Laubenheim" beschäftigt Zeitzeugen und Historiker bis heute. Den meisten Martins- und Rauenthalern blieben die „Aktionen der jungen Soldaten" im Wald damals nicht verborgen. Am 13. Februar 1945 schossen alliierte Tiefflieger das Kloster in Brand…

Spionage, Ausspähversuche mit Drohnen, Sabotage, Anschläge, Auftragskiller, Desinformation, Spaltung … - ist Deutschland nicht vielleicht längst auch zum Ziel eines hybriden Angriffskriegs aus dem Verborgenen geworden? Afghanische Flüchtlinge sollen für russischen Militärgeheimdienst gearbeitet haben. Russische Agenten zahlten in Afghanistan offenbar für Anschläge der Taliban. Gerade veröffentlichte Recherchen von SPIEGEL und »The Insider« enthüllen nun Hinterleute. Teil des Netzwerks waren wohl mindestens zwei Asylbewerber in Deutschland. Russische Telegram-Kanäle rekrutieren "Wegwerf-Agenten" für Anschläge in Europa. Beschuldigt wird auch ein ukrainischer Flüchtling aus Hessen …

Vielleicht ist es deshalb gerade jetzt an der Zeit, über die „Werwölfe“ von damals zu sprechen? Wir brauchen einen Mentalitätswandel im Umgang mit dem Thema …, schon alleine um uns besser schützen zu können.

Moderation: Ulrich Bachmann
Begrüßung und Einleitung: Rolf Lang

Dienstag, 18. Nov. 2025, 19.30 Uhr
*Mediathek Eltville, Rheingauer Str. 28, Eingang Platz der deutschen Einheit.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Spenden zur Finanzierung der Veranstaltung sind erbeten.*

Die Veranstaltungsreihe "Völkermühle am Rhein" ist mit ihren bisher 60 Abenden auf große Resonanz gestoßen. Sie möchte über das Gespräch mit Experten*innen und Menschen fremde Länder und ihre Kultur und Geschichte näher bringen und will auf diese Weise Einblicke in fremde Kulturen vermitteln. Die Veranstaltungsreihe dient dazu, in einer Welt, die zusammenwächst, das ungezwungene, demokratische Miteinander von Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen in der Region zu fördern.

Veranstalter:
Philipp-Kraft-Stiftung
Freygässchen 6
65343 Eltville

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