Hier geht’s rein – Der Eingang, die Ouvertüre des Hauses

Hier geht’s rein! Der Eingang – die Ouvertüre des Hauses

Tore, Türen und Portale – sie prägen das Bild eines Bauwerks, sind gleichsam seine Visitenkarte. Eine Erkundungstour, die der Architektur des Ankommens und Eintretens nachspürt.

Tore, Türen und Portale – sie prägen das Bild eines Bauwerks, sind gleichsam seine Visitenkarte. Eine Erkundungstour, die der Architektur des Ankommens und Eintretens nachspürt – am Beispiel des unteren Dichterviertels

Der Eingang ist immer ein Übergang, er führt über die Türschwelle ins Innere des Hauses. Im 19. Jahrhundert ist er groß inszeniert worden: Das Landeshaus und das Dichterviertel bieten prachtvolle Entrées. Für die Moderne hingegen dient er nur noch der Erschließung des Hauses.

Treffpunkt: 65185 Wiesbaden, Eingang Motel One Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Ring 81/Ecke Biebricher Allee
Beginn / Dauer/Länge: 10:30 Uhr / ca. 2,5 h / ca. 3,5 km
Preis: Erwachsene: 22€ | Kinder 6-12 Jahre: 5€
Anmeldeschluss: bis zum Vortag

Über die Architekturführung
Ob wir ins Büro gehen oder in den Supermarkt: Täglich benutzen wir Eingänge, gehen wir durch Türen, bemerken sie aber nur beiläufig, aus Gewohnheit und weil moderne Eingänge so tun, als gebe es sie gar nicht: Die Glastüren des Hoteleingangs öffnen sich von selbst.
Im späten 19. Jahrhundert, als Wiesbaden zur Großstadt wurde, war das noch anders: Eingänge empfingen den Besucher, dienten der Selbstdarstellung. So will das Portal des Landeshauses imponieren mit seinem mächtigen Portikus. Er markiert demonstrativ die Schwelle zwischen draußen und drinnen, den Übergang vom öffentlichen in den halböffentlichen Raum. Ähnlich die Wohnhäuser am Gutenbergplatz, deren Eingänge von Obelisken bewacht werden: Der Besucher nimmt automatisch Haltung an, wenn er sich den schmiedeeisernen Haustüren nähert.

Hauseingänge sind gebaute Umgangsform, sie erzählen etwas über den Habitus der (einstigen) Bewohner und den Wandel unseres Selbstverständnisses: Die Moderne legt keinen Wert auf Repräsentation – und fällt mit der Tür ins Haus: Schon die Mietshäuser an der oberen Klopstockstraße aus den 1920er Jahren verzichten auf Zuweg und Vorgarten. Wie wichtig indes, auch heute noch, die Inszenierung des Eingangs sein kann, zeigen die beiden Kirchen des Viertels: Die Tore der Dreifaltigkeitskirche stimmen wie das Säulenportal der Lutherkirche den Besucher darauf ein, dass er einen anderen, sakralen Raum betritt – er hält unwillkürlich inne.

Mit Christopher Schwarz, Jury-Mitglied beim Deutschen Architekturpreis.

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