Zum 250. Jubiläum: „Karl, der Spätlesereiter“ ist wieder da

26.10.2025

Neuauflage des weltberühmten Comics von Michael Apitz und Patrick Kunkel zum 250jährigen Spätlese-Jubiläum bei Finix erschienen

Rheingau. (sf) Er ist legendär, weit über den Rheingau hinaus: Am 23. August 1988 erschien der erste Karl-Comic „Karl, der Spätlesereiter" aus der Feder der heute weit über den Rheingau hinaus bekannten Comicautoren Michael Apitz und Patrick Kunkel. Bis heute haben Karl und seine Freunde auf ihren lustigen Abenteuern mit geschichtlichem Hintergrund und viel Witz im Detail den Rheingau und seinen Wein weltberühmt gemacht. In zahlreiche Sprachen, unter anderem auch ins Japanische, wurden die Comicgeschichten rund um den Rheingauer Entdecker der Spätlese auf dem Johannisberg übersetzt.
Die jährt sich in diesem Jahr zum 250. Mal und wird als großes Jubiläum auf dem Johannisberg und im ganzen Rheingau mit vielen besonderen Events gefeiert. Passend dazu gibt es eine Neuauflage des Spätlesereiters: der Finix-Verlag in Wiesbaden hat den ersten Comic von „Karl, der Spätlesereiter“ als Jubiläums-Auflage mit komplett neuem Sekundärpart zur Geschichte der Spätlese, recherchiert und geschrieben von Prof. Dr. Leo Gros und Oliver Mathias, herausgegeben. „Die Neuauflage von Band 1 (ISBN 978-3-910965-31-7) der Apitz/Kunkel - Comics haben wir aus Anlass des 250jährigen Jubiläum der Entdeckung der Spätlese herausgebracht. Der Preis ist 17,75 Euro – passend zum Jahr 1775, in dem die Spätlese „erfunden" wurde“, erklärt Oliver-Frank Hornig von Finix-Verlag.

„Der Verlag ist eigentlich ein Verein, der sich gegründet hatte, um als Verlag abgebrochene frankobelgische Comicserien in Deutschland fortzusetzen“, so Oliver- Frank Hornig von Finix Comics. Allerdings habe sich innerhalb des Verlags ein Produktionsteam herausgebildet, das nun schon seit Jahren kontinuierlich in seiner freien Zeit Comics produziert: „Mittlerweile gibt es mindestens einen Comic pro Monat und viele Mitglieder arbeiten auch haupt- oder nebenberuflich im Comicbusiness“, so Hornig. „Die Finanzierung des Verlagsprogramms erfolgt neben dem Verkauf der Alben im ganz normalen Buchmarkt auch durch ein Investorenmodell seiner Mitglieder, das auf „kleinen" Invest-Einlagen beruht, denen ein Solidargedanke zu Grunde liegt“, erklärt er. Jedes Mitglied beteilige sich mit seinem Jahresbeitrag an der Finanzierung, egal, ob er das zu produzierende Comic haben möchte oder nicht.

Michael Apitz fand Zugang zum Finix-Verlag, als er 2016 die Idee hatte, die Karl-Comics neu aufzulegen. „Damals waren seit Jahren schon die Comics auf dem Büchermarkt vergriffen oder allenfalls noch in Teilen antiquarisch, von vielen Bekannten wurde ich auch immer wieder auf die Serie angesprochen“, so Michael Apitz zur Idee, das Comicwerk endlich wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der in Hausen lebende Künstler wünschte sich diesmal aber eine wertigere, quasi bibliophile Werkausgabe. Die Idee mit Finix kam von Alexander Jakuboswki, der als Comic-Experte auch die Texte der 4 Sammelalben geschrieben hat. Er hatte den Kontakt zwischen Apitz und Finix Comics e.V. in Wiesbaden vermittelt: Den richtigen Partner, der in Sammelbänden mit Hardcover die Karl Comics erfolgreich neu auflegte.
Das 250jährige Jubiläum der ersten Spätlese auf dem Schloss Johannisberg war in diesem Jahr dann der Anlass für eine Neuauflage des ersten Comics als Einzelband. Denn schließlich erzählen Apitz und Kunkel in diesem Comic, was sich hinter der Legende um den verspäteten Ritt des Spätlesereiters „tatsächlich“ verbirgt. Die pfiffige, phantasievolle Geschichte präsentiert sich auch nach 37 Jahren noch immer überaus lesenswert und sehr humorvoll, mit vielen witzigen Details. Doch auch die wahre Historie kommt, wie bei allen „Karl-Comics“, nicht zu kurz. Dafür sorgt im neu aufgelegten Band ein zehnseitiger „Faktencheck“ des bekannten Rheingauer Weinfachmannes Prof. Dr. Leo Gros und des Geisenheimer Historikers und Stadtarchivars Oliver Mathias. Die beiden Fachleute haben gründliche Recherchen rund um den „Meilenstein der Weingeschichte“ betrieben und beleuchten als Vorgeschichte sowohl die Historie des Kloster Johannisberg und seine Rolle im Weinanbaugebiet Rheingau vor über 250 Jahren als auch die chemischen und biologischen Reaktionen, die zur Edelfäule führen und die bis heute gültigen Voraussetzungen der Spätlese, festgehalten im deutschen Weingesetz. Auch auf die Denkmäler in Fulda und auf dem Johannisberg gehen die Autoren ein. Veröffentlicht wird außerdem ein Gutachten des kurmainzischen Hofkammersekretärs Degenhard von 1787 über das späte Lesen auf dem klösterlichen Weingut Johannisberg.

Im Mittelpunkt allerdings steht natürlich die Comic-Geschichte: Die erzählt, wie der Held Karl mit seinem treuen Freund, dem legendären französischen Hund Grandpatte, sich auf die Reise nach Fulda begibt, um die Lesegenehmigung vom Fürstbischof einzuholen. Auf dem Rückweg wird er von seinem Konkurrenten Ferdinand und dessen bösen Kumpanen in einen Hinterhalt gelockt und überfallen und kommt deshalb erst verspätet zurück auf den Johannisberg. Besonders viel Spaß macht es bis heute, berühmte Personen aus Historie, Film, Politik und dem Rheingau in den Comic-Bildern zu entdecken. Humorvoll sind auch die sehr witzigen Details wie das erste „Drive-In-Restaurant“ in Frankfurt.
Der Comic-Held „Karl" sei schon 1988 ein Phänomen auf dem deutschen Buchmarkt gewesen. „Und es gibt bis heute keinen vergleichbaren Comic-Helden und vor diesem Hintergrund wird oft von dem „deutschen Asterix" gesprochen“, so Michael Apitz. Die Neuauflage des ersten Bandes hat nicht nur ein neues Lettering bekommen, die Zeichnungen selbst sind auch in einer verbesserten Bearbeitung zu sehen sein. Produktionstechnisch arbeitet Finix mit einem der größten Comicverlage in Deutschland, Splitter Comics, zusammen und auch deshalb bekam die Jubiläums-KARL-Ausgabe auch die bestmögliche Verarbeitung, die derzeit für Comics möglich ist was Papier, Druck und Fadenbindung angeht.
Das gab es bereits auch für die vier neuen Karl-Sammel-Bände, die bereits seit 2017 im Finix-Verlag in Neuauflage erscheinen sind. Jeweils drei Einzelalben in chronologischer Reihenfolge enthält diese Neuauflage, die ebenfalls umfassendes neues Sekundärmaterial und eine Einleitung zur Entstehung des Comics oder ein Interview mit den Künstlern bietet. Auch neue Comic-Kurzgeschichten hatte Michael Apitz seinerzeit beigesteuert, dazu viele neue Fotos, Skizzen und noch mehr Material, das in den Archiven der Künstler gefunden und bislang noch nicht veröffentlicht wurde.
Alle Comics haben auch neu aufbereitete und besser lesbar gemachte historische Anhänge bekommen, wie sie der Leser schon aus den Einzelalben kennt. „Comics aus den Sekundärwerken wie dem "Weinkompendium" wurden neu eingearbeitet, da wir hier auf die Originale von Michael Apitz zurückgreifen können“, so Hornig.

Bis heute trifft die Idee des aus Walluf stammenden und heute in Hausen lebenden Comiczeichners, weithin berühmten Künstlers und Landschaftsmalers Michael Apitz und des Martinsthalers Patrick Kunkel, der heute als Rathauschef die Geschicke der Stadt Eltville lenkt, die Kultur und Geschichte der Rheinregion unterhaltsam, aber dennoch lehrreich durch einen Comic zu vermitteln, auf Begeisterung bei mittlerweile vier Generationen. Unvergessen bleibt auch der verstorbene Eberhard Kunkel, der sich für den historischen Hintergrund verantwortlich zeigte. Den Autoren gelang und gelingt es bis heute, mit lustigen Bildern Geschichten zu erzählen, die entlang des Rheins vor dem historischen Hintergrund des ausgehenden 18. Jahrhunderts spielen und dabei auf humorvolle Art und Weise geschichtliche Ereignisse aufzuarbeiten und in der den Karl-Comics als Literaturform eigenen Synthese aus Wort und Bild Wissenswertes über Wein und Geschichte zu vermitteln. Die Leserschaft des "Karl-Comics" sei auch heute noch nur schwer zu greifen, aus allen Altersschichten rekrutiere der Spätleserreiter seine Leser, eine Tatsache, die Buchhändler immer wieder staunend bestätigen würden und auf die die Autoren bis heute sehr stolz sind.

Ein Bericht von Sabine FLadung vom 26.10.2025.

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