3 Goldene Lindenblätter verliehen
06.08.2025

Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans Reiner Schultz, Elisabeth Kaus und Annelie Spring für ihre Verdienste um Geisenheim ausgezeichnet
Geisenheim. (sf) „Zum Geisenheimer Lindenfest werden seit 1958 alljährlich Menschen, die sich ehrenamtlich und in vorbildlicher Weise für eine gute Sache oder für andere einsetzen, mit dem Goldenen Lindenblatt ausgezeichnet. Angesichts immer neuer Herausforderungen ist die Gesellschaft auch in Zukunft auf ehrenamtliches Engagement ihrer Mitbürger angewiesen. Mit der öffentlichen Verleihung des Goldenen Lindenblatts sollen vor allem auch junge Menschen motiviert werden, wie die ausgezeichneten Persönlichkeiten Vorbildliches zu leisten“, so Bürgermeister Christian Aßmann auf dem voll besetzten Festplatz an der Geisenheimer Linde. Als krönender Höhepunkt der ebenfalls traditionellen „Heimatstunde“ beim Lindenfest wurden in diesem Jahr sogar gleich drei neue Träger des Lindenblattes gekürt: Die hübsche Brosche in Form eines Lindenblattes ging an Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans Reiner Schultz, Elisabeth Kaus und Annelie Spring, die im Rahmen des Lindenfestes für ihre Verdienste um Geisenheim ausgezeichnet wurden.
„Die Ehrung von Persönlichkeiten mit dem Goldenen Lindenblatt wurde vom „Karnevalverein Geisenheimer Lindenspatzen und Heimatverein e. V." (KGL) und der Stadt Geisenheim ins Leben gerufen. Bis einschließlich 2014 wurde die Ehrung vom KGL organisiert. Seitdem ist eine Arbeitsgruppe zuständig. Sie entscheidet, welche aus den Reihen der Bevölkerung vorgeschlagenen Personen ausgezeichnet werden“, erläuterte Moderator Wolfgang Blum. Mit dem Goldenen Lindenblatt würden Personen geehrt, die sich überdurchschnittlich und dauerhaft im Bereich des öffentlichen, kulturellen, wissenschaftlichen, künstlerischen, sportlichen, politischen, pädagogischen, wirtschaftlichen oder sozialen Lebens eingesetzt oder sich auf sonstige Weise um die Stadt Geisenheim, einen ihrer Ortsteile oder um das Wohl ihrer Bürger durch bürgerschaftliches Verhalten Verdienste erworben haben.
Genau dies habe auch der Präsident der Hochschule Geisenheim University getan: „Bildung, Kultur, Wein - Das macht unsere Lindenstadt aus. Maßgeblich prägt den Punkt der „Bildung“ unsere Hochschule Geisenheim University. „Wein“ ist seit jeher fester Bestandteil unserer Kultur, unserer Landschaft und unseres Lebensgefühls. Und dass man überall auf der Welt mittlerweile guten Wein erzeugen und trinken kann, auch das ist unserer heutigen Hochschule zu verdanken. Egal, wo man auf der Welt mit Wein in Berührung kommt, Geisenheim ist ein Begriff und eine angesehene Marke. Dass dies so ist, haben wir nicht nur den Forschungsergebnissen und Lehrplänen unserer Hochschule zu verdanken, sondern auch einem besonderen Menschen, der all dies hinaus in die Welt trägt und somit Geisenheim nicht nur bundes-, sondern weltweit repräsentiert: Prof. Dr. Hans Reiner Schultz“, so der Bürgermeister. In seiner Laudatio zeichnete er den Werdegang von „Hannes“ nach, der aus einem Winzerbetrieb an der Mosel stammt und an der damaligen Fachhochschule Geisenheim Weinbau und Kellerwirtschaft studierte. „Nach erfolgreicher Diplomprüfung studierte er an der University of California die allgemeine Pflanzenbiologie. Von Kalifornien ging es irgendwann weiter nach Südfrankreich, bevor er im September 1995 die Leitung des Fachgebiets Weinbau an der Forschungsanstalt Geisenheim und eine Lehrtätigkeit für Weinbau übernahm. Ab Februar 2006 arbeitete Hannes Schultz als Institutsleiter am Institut für Weinbau und Rebenzüchtung hier in Geisenheim. Am 1. April 2009 wurde er Nachfolger von Klaus Schaller und somit Direktor der Forschungsanstalt Geisenheim. In 2013, dem Jahr der Gründung unserer Hochschule Geisenheim University, wurde Hannes Schultz zum ersten Präsidenten gewählt. Dieses Amt bekleidet er noch bis heute, wobei der Ruhestand schon mal angeklopft hat, aber nicht so richtig funktionieren möchte“, so Christian Aßmann. Zahlreiche Auszeichnungen habe der Hochschulpräsident bereits erhalten, darunter den Wissenschaftspreis der Rudolf-Hermanns-Stiftung, den Preis für herausragende Lehre an der Fachhochschule Wiesbaden, die beste internationale Forschungspräsentation, verliehen in Portugal, und den Verdienstorden der internationalen Organisation für Rebe und Wein Paris. Außerdem ist er Mitglied der Expertenkommission für das päpstliche Zentrum für Hochschulbildung. „Wer Hannes Schultz bei Veranstaltungen an der Hochschule erlebt und ihn nicht kennt, der würde zunächst nicht vermuten, dass es sich bei dem zurückhaltenden und ruhigen Mann um den Präsidenten dieser weltweit anerkannten Einrichtung handelt. Scheu wie ein Reh, meidet er meist Kameras und der Platz leicht außerhalb ist ihm lieber als die erste Reihe. Wer Hannes Schultz aber dann bei seinen Reden oder Vorträgen zuhören darf, der erlebt einen äußerst gebildeten, weitdenkenden und erfahrenen Menschen. Jemanden, dem die Forschung und Lehre implementiert scheinen. Der eine Vertrauens- und Glaubenswürdigkeit ausstrahlt, die nahezu Antworten auf alle Fragen des Lebens geben könnte. Seine Rhetorik ist geprägt von Fachwissen, Empathie und dieser sehr angenehmen und besonderen Normalität. Ich sage immer, ihm zuzuhören ist wie eine großartige akademische Fachvorlesung in einer geselligen Straußwirtschaftsrunde mit einem guten Freund. Man erlebt und hört einen Mann, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht. Jemand, der wie die Weinrebe tief verwurzelt ist und wie der Wein mit den Jahren immer und immer besser wird, aber seinen Charakteristiken stets treu geblieben ist. Dessen Wirken in die Welt ausstrahlt, der aber immer weiß, wo er herkommt und wo er hingehört“, so der Rathauschef. Macht und Titel würden viele Menschen leider verändern, aber Hannes Schultz sei immer er selbst geblieben: „Der Winzersohn von der Mosel mit der beruflichen und privaten Wahlheimat Geisenheim“. Seine persönliche Art im Umgang mit Menschen, der stets respektvolle, ehrliche und freundliche Umgang, habe ihm die Türen in dieser Welt geöffnet. „Eingepackt hattest du dabei aber stets auch ein großes Stück Geisenheim. Und dass der Begriff „Geisenheimer“ weltweit Anerkennung und Hochachtung genießen darf, ist zu großen Teilen dein persönlicher Verdienst. Du hast die Hochschule Geisenheim University groß und erfolgreich gemacht. All die Baumaßnahmen und Projekte wären nicht so gelaufen, wenn du nicht mit deinem Herzblut, deinem hohen Einsatz und deinem Weitblick vorangegangen wärst. Und so hast du auch unsere Lindenstadt beispielhaft positiv und nachhaltig geprägt und uns zu dieser liebenswerten und attraktiven Hochschulstadt gemacht“, so der Bürgermeister. Er übergab das Goldene Lindenblatt mit der Hoffnung, dass es in den Reihen seiner Auszeichnungen einen besonderen Stellenwert einnehme: „Die Welt ist groß und weit, aber vergiss nie: Geisenum bleibt Geisenum!“.

Zwei weitere Goldene Lindenblätter gingen mehr als verdient an zwei Geisenheimer Damen, die viel verbinde und eine: „Ihr unerbittliches Engagement für ihre Mitmenschen, ihre Empathie, ihren Fleiß, ihr Herzblut und stete Zurückhaltung, wenig Worte – mehr Taten. Einzig deutliche Unterscheidung ist, für den einen mehr und für den anderen weniger, die eine ist bei den Evangelen und die andere bei den Katholiken“, so der Bürgermeister. Beide Damen seien auch gemeinsam für die Auszeichnung von den Eheleuten Elisabeth und Herbert Zender vorgeschlagen und von der Jury gemeinsam ausgewählt worden: Annelie Spring und Elisabeth Kaus wurden mit dem Goldenen Lindenblatt ausgezeichnet. „Ich bin gerne in meiner Heimatstadt und mache meine ehrenamtlichen Dienste sehr gerne. Es macht mich und die Menschen glücklich. Ich würde die Ehrung Goldenes Lindenblatt gerne annehmen, stehe aber lieber im Hintergrund“, hatte Annelie Spring in einem Schreiben an den Bürgermeister auf die Ehrung geantwortet. „Ich habe die ehrenamtliche Tätigkeit stets als erfüllend wahrgenommen. Es schenkt Freude, wenn man die Freude und Zufriedenheit des Gegenübers wahrnimmt“, war die Antwort von Elisabeth Kaus.
Es sei nun ein „Muss“, das jahrzehntelange Engagement der beiden Damen der Öffentlichkeit aufzuzeigen, um gerade in diesen bewegten Zeiten in der Welt an das Gute und Wertvolle in unserer Gesellschaft zu erinnern. „Annelie Spring war jahrelang beruflich im Krankenhaus Rüdesheim in der Pflege tätig. Allein hierfür gilt es, ihnen die größtmögliche Wertschätzung und Hochachtung entgegenzubringen, was im Übrigen für alle Menschen in den Pflegeberufen gilt. Der Dienst am Nächsten, am Menschen, ist ein erfüllender aber auch persönlich sehr fordernder Dienst. Es ist die höchste Form der Nächstenliebe. Und diese Nächstenliebe, quasi das Fundament ihres Wirkens, haben Sie viele Jahre an unterschiedlichsten Stellen gezeigt“, sagte Bürgermeister Aßmann. Unter anderem gehörten dazu bei Annelie Spring viele Dienste anlässlich der Blutspenden des Deutschen Roten Kreuzes, Senioren-Nachmittage des Deutschen Roten Kreuzes im Marienheim, Unterstützung bei unzähligen Senioren- und Fastnachtsveranstaltungen, Besucherdienste für ältere Menschen im Namen der Pfarrei Hl. Kreuz, Besucherdienste im Krankenhaus Rüdesheim und der Rheingau Residenz, Hilfe bei der Nachbarschafts- und Generationenhilfe Geisenheim, Hospizbegleitung, Küsterdienste und die Mitwirkung im Ortsausschuss und Pfarrgemeinderatsmitglied. „Sicher haben ganz viele Menschen hier genau wie ich die Bilder von Ihnen vor Augen: Mit der Kaffeekanne in der Hand von Tisch zu Tisch gehend bei diversen Veranstaltungen. Oder mit den belegten Brötchen beim Blutspenden. Mir ist bewusst, dass für Sie diese Aktivitäten normal, ja gar vielleicht auch selbstverständlich waren. Ich kann Ihnen sagen, dass sind sie nicht! Es sind alles besondere Geschenke, die sie ganz persönlich ihren Mitmenschen, uns Geisenheimerinnen und Geisenheimern, gemacht haben. Mit jedem gekochten Kaffee, mit jedem belegten Brötchen, mit jeder Begleitung von Menschen, haben Sie unser aller Leben bereichert und unsere Welt besser gemacht! Manchmal sind es die ganz einfachen Dinge, die so wertvoll sind“, so Christian Aßmann. Und das gelte auch für Elisabeth Kaus: „Freude schenken. Glücklich und zufrieden sein. All dies verspüren sie selbst und all dies haben sie sehr vielen Geisenheimerinnen und Geisenheimern geschenkt“, sagte Aßmann und berichtete vom Wirken von Elisabeth Kaus, die als Stadtverordnete in Geisenheim und Vorsitzende des Umwelt- und Landwirtschaftsausschusses tätig war, Hospizhelferin ist, im Vorstand des Beirats eines Seniorenheims in Wiesbaden und in Betreuungsgruppen der Diakonie für an Demenz erkrankte Menschen wie auch im Gesprächskreis der Alzheimer Gesellschaft mitarbeitet. Außerdem ist sie ehrenamtliche gesetzliche Betreuerin, in der Seniorenbetreuung tätig, bildet im Seniorentanz aus, organisiert Theaterausflüge, Feiern, Besuchsdienste und Tanzveranstaltungen für Senioren und wirkt im Kirchenvorstand der Evangelischen Kirche Geisenheim mit, unter anderem als Leitung der Seniorenarbeit. „Zwei Geisenheimer Frauen, zwei Engagements, zwei Konfessionen und doch so viele Gemeinsamkeiten. Heute können wir alle, heute kann euch eure Heimatstadt, ein Stück Anerkennung und Wertschätzung zurückgeben, für all die Leistungen und das außergewöhnliche Engagement in den zurückliegenden Jahrzehnten“, sagte der Bürgermeister. Feierlich überreichte er nach der Laudatio die Auszeichnung an die verdienten neuen Lindenblatt-Trägerinnen.

Über 100 Personen und Institutionen würden bisher die Auszeichnung „Goldenes Lindenblatt“ tragen, viele der Träger waren auch am Montagnachmittag der Einladung zur „Stunde der Heimat gefolgt“ und erlebten ein buntes Programm, durch das Wolfgang Blum und Donate Krappe mit gewohnt guter Laune und viel Hintergrundwissen kurzweilig führten. Grußworte boten die Ehrengäste wie die Weinmajestäten, Weinkönigin Carina und Weinprinzessin Nina sowie die Johannisberger Weinkönigin Jonka.
Eingebettet war die Lindenblatt-Verleihung in die programmreiche „Stunde der Heimat“, die von jeher als besonderer Höhepunkt beim Geisenheimer Lindenfest gilt. Auch in diesem Jahr wurden die über 200 Geisenheimer Gäste, die im Schatten des Rathauses einen Platz gefunden hatten und das Geschehen auf der Bühne unter der Linde verfolgten, nicht enttäuscht. Maßgeblichen Anteil daran hatten auch die beiden Moderatoren des Nachmittages, Wolfgang Blum und Donate Krappe. Mit ganz viel Spaß und guter Laune führten die beiden durch ein Programm, das „Geisennummer für Geisennummer“ gestalteten. „Die Stunde der Heimat gehört zu den Höhepunkten des Festes, denn Heimat heißt: sich heimisch fühlen in einer heilen Welt. Heimat hat zu tun mit Vertrautheit — und mit Freunden. Diese treffen sich heute hier im Angesicht unserer Linde. Und weil Ihr Euch sicher viel zu erzählen habt, gibt es neben dem Bühnenprogramm Gelegenheit zum Gespräch. Ebenso wie im Vorjahr sind auch wieder alle Ortsteile vertreten“, hatte Wolfgang Blum auch zur Eröffnung gesagt und begrüßte vor allem auch die, die bereits ein Goldenes Lindenblatt tragen. Auch die runden Jahrgänge begrüßte er herzlich und lud zu Genüssen Rheingauer Art ein. Zu „Weck, Worscht und Woi“ gab es dann ein tolles Programm. So genoss das Publikum Auftritte der Kinder aus der Blaubach-Kita und ein musikalisches Grußwort vom Männergesangverein Cäcilia 1881 Johannisberg, die mit Sängern aus allen Stadtteilen auf die Bühne kam. Und natürlich sangen alle wieder gemeinsam auf der Bühne und im Publikum die „Nationalhymne der Lindenstadt, „Geisenumm bleibt Geisenumm“ unter der Leitung von Dirk Klinner und Wolfgang Blum.
Ein Bericht von Sabine FLadung vom 06.08.2025.
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