Sichtung für Jugendnationalmannschaft

06.04.2016

Handballtalente aus Erbach ganz groß

Johannes und Paulina Golla sind auf dem Wege, große Namen in der deutschen Handball-Welt zu werden.

Erbach. (sf) Sie sind gerade erst 18 und 15 Jahre alt, Geschwister und sind beide auf dem Weg große Namen in der deutschen Handball-Welt zu werden: Johannes und Paulina Golla aus Erbach sind in Melsungen und bei Mainz 05 große Handballtalente. Johannes Golla wurde jetzt sogar für das Training der Jugendnationalmannschaft eingeladen und wird vielleicht bei den Europameisterschaften im Sommer in Dänemark für Deutschland den Ball werfen. Und auch Paulina spielt vielleicht bald in der Jugendnationalmannschaft.

Johannes lebt jetzt in Melsungen

Vor rund einem Jahr war Johannes Golla, gerade 17 Jahre alt geworden, nach Melsungen gezogen, um im dortigen Bundesliga-Verein Handball zu trainieren und spielen. Geboren am 5. November 1997 und bis zum seinem Umzug Schüler der Rheingauschule in Geisenheim, ist der Rheingauer mit Abstand der jüngste in der Mannschaft der Profi-Spieler. Alle anderen im Team des Handball-Bundesligisten MT Melsungen seien ab 20 Jahre aufwärts, erzählt der Erbacher. Es sei ihm zwar zunächst schwer gefallen, Freunde, Familie und Heimat für den Handball zu verlassen, aber die Chance, die ihm hier geboten wurde, wollte das als Teamplayer bekannte junge Handballtalent auf jeden Fall nutzen. Und das hat Johannes auch getan: das 1,96 Meter große und 90 Kilo schwere Handballtalent wurde jetzt ganz überraschend und kurzfristig zum Lehrgang der U20 Nationalmannschaft eingeladen.
"Ich bin dort eingetroffen und habe direkt alle kennengelernt und wurde von Trainern, Beteuern und Spielern sofort gut aufgenommen. Wir haben zwei- bis dreimal am Tag trainiert und hatten ein Testspiel gegen die Mannschaft aus Hamm, die 2. Handballbundesliga spielt", erzählt der erfolgreiche Sportler aus dem Rheingau. Er habe viel Spaß bei dem Lehrgang gehabt: "Und es war eine tolle Erfahrung für mich". Auch zum nächsten Lehrgang wurde Johannes Golla wieder eingeladen, der gerade jetzt begonnen hat und für die Qualifikation für die Europameisterschaft im Sommer, die in Dänemark stattfindet, zählt.
Begonnen hatte der Handball-Erfolg für Johannes Golla schon mit fünf Jahren in Eltville, wo Trainer Walter Cloeren bei dem Sohn seiner Handballfreundes Peter Golla schon früh die Begeisterung für den Handball weckte. Drei Jahre bis zur D-Jugend blieb Johannes in Eltville, dann folgte der nächste Sprung nach Dotzheim zur Handballmannschaft der Turn- und Sportgemeinde. Auch hier war der Trainer Oliver Klump ein guter Freund von Vater Peter. Bis heute fördern die Eltern die Weiterentwicklung ihrer beiden begabten Kinder Johannes und Paulina mit Nachdruck und fahren mit ihnen stets zu allen Trainingseinheiten und zu allen Spielen hessenweit. Auch in Dotzheim gehörte Johannes gleich von Anfang an zu den guten Spielern und Hessenauswahl-Coach Jochen Beppler entdeckte Gollas Talent als Kreisläufer. Nach drei Jahren in Dotzheim wechselte Golla nach Wallau, wo man ihn gerne haben wollte und wieder drei Jahre später kam er nach Wiesbaden: Fritz Peter Schermuly, der langjährige, erfahrene Trainer von Wiesbaden, der auch Sichtungen für Bundesliga-Mannschaften macht und Bundesliga-Teams trainiert, hatte Johannes beim Spielen gesehen und ihn gefragt, ob er nach Wiesbaden kommen wolle. In der HSG VfR/Eintracht wechselte der Erbacher von der B-Jugend direkt in A-Jugend und damit direkt in die Bundesliga-Qualifikation. Dort spielte er die letzten beiden Jahre und war auch Kapitän bis zu seinem Wechsel nach Melsungen. Schon in Wiesbaden trainierte Johannes drei bis viermal die Woche am frühen Abend, oft direkt nach der Schule. In seinen Spielen zeigte Johannes Golla Talente, die auffielen und galt schon bald als "Rohdiamant auf der Kreisposition". Immer wieder lobten die Trainer auch, dass der Rheingauer neben seinen körperlichen Vorzügen schon jetzt eine gehörige Portion Cleverness mitbringe. "Mit seiner teamorientierten Spielweise - frei nach dem Motto "Kraft plus Köpfchen - gehört er zu den absoluten Leistungsträgern im A-Jugend-Bundesligateam der HSG VfR Eintracht Wiesbaden", lobte nicht nur sein Wiesbadener Trainer Fritz-Peter Schermuly. Durch dessen guten Kontakt zu Trainer Michael Roth von der MT Melsungen kam dann auch der Stein ins Rollen und mit dem MT-Jugendkoordinator Axel Renner wurde alles weitere für den Wechsel von Johannes Golla nach Nordhessen in die Wege geleitet.

Mit dem Halbjahreszeugnis der Qualifikationsphase 1 der Rheingauschule in der Hand bezog Johannes Golla das extra für die neue Jugendkaderschmiede vom MT-Melsungen angemietete Haus unweit seiner neuen Schule, einem Oberstufengymnasium, und der Stadtsporthalle. Dort trainiert er seit einem Jahr montags bis donnerstags gemeinsam mit dem MT-Bundesligateam. "Der Schritt zur MT Melsungen ist einerseits die große Chance, mich handballerisch weiter zu entwickeln, andererseits ist es aber auch eine Herausforderung, wie etwa das Training mit den Profis. Aber das macht mir alles sehr viel Spaß", sagt der 18jährige.
In seiner neuen Melsunger Wohnung lebt er mit mehreren Handballtalenten aus ganz Deutschland zusammen. In dem Haus gibt es für die Jungs eine begleitende Hausdame, die mit ihnen auch mal kocht. Seine Einkäufe tätigt der 18jährige allerdings allein und auch das morgendliche Aufstehen und Frühstück liegt in seiner eigenen Verantwortung. "Das ist eine echte Handball-WG, erklärt Axel Renner. Der Jugendkoordinator hat abseits des Handballs auch alle Maßnahmen für die weitere schulische Ausbildung der Nachwuchsspieler voran getrieben. Und auch hier mit Erfolg: gerade hat Johannes Golla die schriftlichen Prüfungen für das Abitur an der Melsunger Geschwister Scholl-Schule in seinen gewählten Leistungskursen Biologie und Sport ablegt, die mündliche Prüfung folgt in einigen Wochen.

Johannes Mutter Gaby sieht darin viele Vorteile, wenn ihr Sohn jetzt schon so eigenständig handeln muss, vermisst ihn aber schon und ist mehr als froh für jedes Wochenende, an dem Johannes mal nach Hause kommt. Das ist allerdings nicht mehr so oft, denn als vollwertiges Team-Mitglied bei der MT Melsungen gibt es für Johannes auch Auslandsfahrten oder mal ein Trainingslager wie vor einigen Monaten in Fuerteventura und im Sommer in Schweden. "Ich werde wahrscheinlich noch mindestens zwei Jahre in Melsungen bleiben und dort Handball spielen", erläutert Johannes Golla weitere Pläne. Neben der überraschenden Einladung zum Lehrgang der U20 Nationalmannschaft läuft es in Melsungen für Johannes ganz hervorragend. Und auch beruflich blickt er schon nach vorne: "Nach meinen schriftlichen Prüfungen, die ich mit einem guten Gefühl abgeschlossen habe, werde mich jetzt erst mal auf den Sport konzentrieren. Es stehen Anfang Juni noch die mündlichen Prüfungen an und dann ist das Abitur geschafft. Im Sommer beginne ich dann ein Fernstudium, was genau, weiß ich noch nicht". Und sympathisch ist es auch, dass Johannes seine Wurzeln im Rheingau und er seine Freunde hier nicht vergessen hat: Seine Kumpel Robert und Max stehen immer parat, wenn er mal ein paar Tage zu Hause ist und sie haben ihn auch schon im hohen Norden live spielen gesehen.

Paulina spielt bei Mainz 05

Froh ist Familie Golla trotzdem, das das zweite große Handballtalent in der Familie, die 15jährige Paulina noch zu Hause lebt, obwohl auch sie gerade auch dem Weg zum Profi ist. Die am 24.12.2000 geborene Schülerin der 9. Klasse an der Rheingauschule fühlt sich in ihrem Umfeld sehr wohl, auch wenn neben der Schule und dem Handballspielen leider nicht viel Zeit für weitere Hobbys und die Freunde bleibe. "Ich habe vier- bis fünfmal pro Woche Training und an den Wochenenden stets Spiele", so Paulina. Doch eines lässt sie sich nicht nehmen: das Zeltlager. Wie ihr Bruder Johannes fährt sie hier schon von klein auf in den Sommerferien mit und ist mittlerweile auch Zeltführerin.

Ihre Handballkarriere begann auch Paulina im heimischen Erbach: mit acht Jahren ging sie in die Ballsportgruppe ihrer Grundschule, die von Handballtrainern aus Eltville geleitet wurde. Diese erkannten auch bei der großgewachsenen, jetzt schon 1,79 Meter großen Paulina schnell das Talent und luden sie ein, in das Training der E-Jugend zu kommen. "Ich spielte zwei Jahre mit Jungs zusammen, bis wir 2011 das erste Mal eine weibliche D-Jugendmannschaft hatten. Von da an spielte ich bis 2016 in Eltville bei meinem Trainer Jörg Schulze", erzählte die 15jährige. In dieser Zeit hatte Paulina mit ihrer Mannschaft viele Erfolge mit der Mannschaft feiern können: "Wir haben es bis 2016 geschafft in der weiblichen B-Jugend Oberliga Hessens zu spielen". Neben den Mannschaftserfolgen habe sie auch persönlich dem Verein und vor allem Trainer Jörg Schulze viel zu verdanken, weiß das junge Mädchen. Es ebnete ihr den Weg zum bisherigen Erfolg, denn nachdem Paulina schon 2012 in der Bezirksauswahl Handball spielte, wurde sie schon ein Jahr später das erste Mal zur Hessenauswahl eingeladen. "Seitdem bin ich dort im festen Kader und habe schon einige Turniere für den Hessischen Handball Verband gespielt", so Paulina. Ein Höhepunkt sei dabei die DHB-Sichtung im März letztes Jahr gewesen: "Dort wurden aus allen Verbänden die Spielerinnen vier Tage lang von den DHB Trainern bei verschiedenen athletischen Tests und beim Handballspielen beobachtet. Am Ende wurde ein "All Star Game" veranstaltet, bei dem aus den 28 besten Spielerinnen zwei Mannschaften gebildet wurden, die dann gegeneinander spielten. Auch ich hatte das Glück und durfte dabei mitspielen".

Im Oktober letzten Jahres wurde Paulina Golla dann außerdem zum ersten DHB Lehrgang des Jahrgangs 2000/2001 eingeladen. Hier handelte es sich um ein Sichtungslehrgang für die Jugendnationalmannschaft, wie auch bei Johannes. "Da es zu den Anforderungen vom DHB gehört, dass wir Spielerinnen im nächsten Jahr mindestens bei einem 3.-Ligisten mittrainieren müssen, stand für mich fest, dass ich den Verein wechseln muss. Neben vielen anderen Vereinen war auch die JSG Mainz 05/Budenheim eine Option, da sowohl die Jugend, als auch die 1. und 2. Damenmannschaft hochklassig spielen. "Ich habe mich dann für Mainz entschieden, weil es in der Nähe ist. Ein Umzug wie bei meinem Bruder wäre für meine Eltern in meinem Alter noch nicht in Frage gekommen", so Paulina. Und für Mainz sprach auch, das noch drei andere Freundinnen aus Eltville mit Paulina gewechselt haben. Vor allem aber auch, dass Trainer Jörg Schulze in Mainz wieder dabei sein wird, war ein wichtiger Punkt. Sie sei super in der Mannschaft aufgenommen und fühle sich jetzt schon sehr wohl. Und das Paulina jetzt die Möglichkeit hat, im Mai mit der weiblichen B Jugend um die deutsche Meisterschaft zu spielen, findet die Erbacherin einfach großartig. "Nachdem ich nun seit Februar bei Mainz mit trainiere, hatten wir in der Woche vor Ostern ein Trainingslager in Albstadt und anschließend ein Turnier in Bieberach. Da durfte ich das erste Mal im Mainz Trikot spielen, da man nach einem Wechsel während der Saison für acht Wochen gesperrt ist", so die junge Sportlerin. Sie freut sich schon auf den 24. April: dann startet die Vorrunde der deutschen Meisterschaft.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 06.04.2016.

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