Markus Jantzer löst Udo Wesemüller ab

02.06.2025

Kinderschutzbund Rheingau geht mit neuem Vorstand hoffnungsvoll in die Zukunft für die Kinder, die morgen unsere Gesellschaft sind

Rheingau. (sf) „Der Kinderschutzbund Rheingau ist pleite, der Vorstand ist zurückgetreten!“, „Gibt der Kinderschutzbund Rheingau auf?“ und „Der Kinderschutzbund Rheingau löst sich auf!“ – das seien Gerüchte und Nachfragen gewesen, die ihn sehr erschreckt haben, erklärte der scheidende Vorsitzende Udo Wesemüller in der Jahreshauptversammlung des Rheingauer Verbandes des Kinderschutzbundes. Und auch wenn die Lage und Finanzlage für den Verein weiterhin sehr schwer sei, vor allem, nachdem man jetzt auch keine Unterstützung mehr für die Schülergruppenhilfe bekomme, käme ein Aufgeben nicht in Frage. Und dass er als Vorsitzender sein Amt weitergebe, sei ebenfalls lange klar gewesen. „Ich habe immer dafür plädiert, dass ein so wichtiger Verein wie der Kinderschutzbund alle paar Jahre ein neues Gesicht an der Spitze haben sollte. Nach nun neun Jahren im Amt gebe ich dieses wichtige Ehrenamt gerne weiter“, erklärte er. Hocherfreut war Udo Wesemüller, dass man mit Markus Jantzer einen fähigen neuen Vorsitzenden finden konnte, der dann auch von der Versammlung in einer sehr harmonischen Wahl bestätigt wurde. Der 64jährige stellte sich der Jahreshauptversammlung vor und erklärte auch seine Ziele für den Verein. Jantzer engagiert sich seit September 2024 im Kinderschutzbund. Der Vater zweier erwachsener Kinder lebt in Oestrich-Winkel und ist seit Sommer 2024 in Rente. Bis dahin hatte Jantzer als leitender Redakteur für Sozialpolitik in einer Kirchenzeitung in Frankfurt am Main gearbeitet und durch seine Arbeit auch einen tiefen Einblick in den Alltag von Familien mit Kindern und deren Probleme bekommen. Zudem gehörte er von 2011 bis 2021 als ehrenamtlich tätiger Kommunalpolitiker dem Stadtparlament von Oestrich-Winkel an und auch diese Erfahrungen wolle er mit in sein Ehrenamt einbringen. So griff er gleich den Vorschlag des Geisenheimer Bürgermeisters auf, alle Kommunen im Rheingau für den Kinderschutzbund zu gewinnen. Es sei „eine Schande für den Rheingau“, dass von sieben Städten und Gemeinden nur die Stadt Geisenheim und noch eine weitere Kommune Mitglied beim Kinderschutzbund sei und ihn unterstützen würden, erklärte Christian Aßmann. „Wir sind 70.000 Rheingauer und wenn man sieht, dass hier nur zwei Dutzend Anwesende sind, ist das mehr als traurig – schließlich geht es um das Wohl von Kindern und die sind die Erwachsenen in der Gesellschaft von morgen“, erklärte er. Unverständnis gab es von seiner Seite auch für die Entscheidung des Rheingau-Taunus-Kreises, dass die Zuschüsse für die Gruppenschülerhilfe entfallen und diese nun schließen müsse. Gerade im Hinblick auf den Ausbau der Grundschulen zu Ganztagsschulen hätte man auf die bewährten Erfahrungen und Ressourcen des Kinderschutzbundes setzen müssen, meinte Aßmann. Hier hätte es bereits erfolgreiche Einrichtungen mit motivierten und erfahrenen Mitarbeitern gegeben, die man mit ins Boot hätte nehmen können. „Jetzt wird es auch an uns Kommunen liegen, ganz neue Wege zu finden, statt mit dem Kinderschutzbund gute Wege zu gehen“, bedauerte er.

Großen Anklang gab es, dass man für das Amt der zweiten Vorsitzenden eine ganz junge Mutter finden konnte. Zwar war Alina Henzel persönlich nicht da, weil sie privat verhindert war, doch ihre Bewerbung für das Amt zur stellvertretenden Vorsitzenden, die Markus Jantzer verlas, überzeugte alle: Die 29jährige ist alleinerziehende Mutter eines vierjährigen Sohnes und arbeitet ab 1. Juni bei der Ordnungspolizei in Geisenheim. Sie will nach ihren Worten mit ihrem Engagement „dazu beitragen, dass Kinderrechte gestärkt, Hilfsangebote ausgebaut und Familien begleitet werden können“. Henzel selbst hat durch Hilfsangebote zum Kinderschutzbund gefunden und erkannt, wie sinnvoll und wichtig die Arbeit dieses Vereines ist, dem sie auch etwas zurückgeben wolle. „Dass eine so junge Mutter 2. Vorsitzende ist, öffnet uns den Weg in eine ganz neue Richtung“, freuten sich die Mitglieder, die sie einstimmig wählten. Ebenfalls neu im fünfköpfigen Vorstand des Kinderschutzbund Rheingau ist Melanie Mohr. Die gelernte Steuerfachwirtin folgt als Schatzmeisterin auf Anna Wagner. Mohr ist seit Juli 2022 ehrenamtlich für den Kinderschutzbund tätig. Sie leitet seit fast drei Jahren den Alleinerziehenden-Treff. Als Vorstandsmitglied wolle sie den „Kinderschutzbund, der seit vielen Jahren tolle Arbeit für Kinder im Rheingau leistet, tatkräftig unterstützen“. Als Beisitzer gehören dem neuen Vorstand außerdem Dr. Caroline Jung und Matthias Böhler an. Jung engagiert sich bereits, mit einer Elternzeit-Unterbrechung, seit 2015 im Vorstand des Kinderschutzbundes Rheingau. Sie ist zweifache Mutter, promovierte Diplom-Kauffrau und angehende Psychologin. „Mir ist es wichtig, Kindern eine Stimme zu verleihen und ihnen zu ihren Rechten zu verhelfen. Dem kommt gerade in Zeiten knapper finanzieller öffentlicher Mittel und gleichzeitig zunehmender Belastungen auf Seiten der Familien und Bildungseinrichtungen eine besondere Bedeutung zu“, begründete sie ihr Engagement. Matthias Böhler wurde als Beisitzer neu in den Vorstand gewählt. Der 58jährige Selbstständige aus Oestrich-Winkel will in seinem Ehrenamt „ein soziales Projekt unterstützen“.
Frisch im Amt, skizzierte der neue Vorsitzende Markus Jantzer in der Mitgliederversammlung auch gleich die „dringlichsten Aufgaben“. Dazu gehöre, zusätzliche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für den Kinderschutzbund zu gewinnen. „Nur zusammen mit ihnen kann es gelingen, die Angebote für Kinder und Familien zu erhalten und zu erweitern“, erklärte er. Außerdem sei es ihm wichtig, dass der Kinderschutzbund als Lobbyorganisation für Kinder in der Öffentlichkeit deutlich Präsenz zeige.
Nicht zuletzt wolle der Vorstand die Finanzen der gemeinnützigen Organisation stabilisieren. Der Vorstand werde weiter um finanzielle Unterstützung durch die Rheingauer Kommunen und den Landkreis kämpfen. Private Spenden dürften für den Kinderschutzbund in Zukunft noch wichtiger werden, als sie ohnehin schon seien.

Der neue Vorstand werde sich über neue Angebote für Grundschülerinnen und Grundschüler Gedanken machen, nachdem der Kinderschutzbund aus finanziellen Gründen im April das Angebot der Sozialpädagogischen Gruppenschülerhilfe streichen musste. „Damit verlieren wir einen unseren wesentlichsten Arbeitsschwerpunkte – und das leider unwiderruflich“, hatte auch der scheidende Vorsitzende, Udo Wesemüller, in seinem Rechenschaftsbericht erklärt. Hintergrund der Streichung sei die Ankündigung aus Bad Schwalbach, dass sich der Landkreis aufgrund der angespannten Haushaltslage zum Ende des Schuljahres 2024/2025 komplett aus der Finanzierung der Gruppenschülerhilfe zurückziehen werde. Der Kreis habe damit die Bestandsgarantie für die Sozialpädagogische Gruppenschülerhilfe zurückgezogen, sagte Wesemüller. Dieser Rückzug sowie das hohe finanzielle Defizit des Kinderschutzbundes im vergangenen Jahr hätten die Entlassung von Mitarbeiterinnen unumgänglich gemacht, bedauerte Udo Wesemüller.
Ihm und den weiteren scheidenden Mitgliedern aus dem Vorstand war der Dank der Versammlung gewiss: Markus Jantzer überreichte als erste Amtshandlung des neuen Vorsitzenden jedem ein Geschenk und dankte für die zum Teil jahrzehntelange Mitarbeit im Kinderschutzbund Rheingau und das Engagement für die Kinder.

Ein Bericht von Sabine FLadung vom 02.06.2025.

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