Spundekäs ist weltoffene Heimat, klassisch und international

02.05.2022

Hallgartener Weinbauvorsitzende Yvonne Bug gewinnt die 8. Auflage der Rheingauer Käse-Casting-Show

Rheingau. (sf) Rheingauer Spundekäs hat es in sich: er ist ein Stück Heimat, dabei aber auch weltoffen, er ist klassisch und auch international. Wie vielfältig die regionale Spezialität der Rheingauer Winzerküche ist und was sie so alle bewirken kann, zeigte sich bei der 8. Auflage des Rheingauer Contest für den „Superspundekäs 2022“. Nach zwei Jahren Zwangspause wegen der Corona-Pandemie war die Freude beim Publikum, den Kandidaten, der Jury und vor allem dem Veranstalter der Rheingauer Weinbühne, Wolfgang Junglas, riesengroß. Drei Finalisten stellten sich der kritischen und nicht ganz „weinernsten“ Jury und dem Publikum, das mit abstimmen durfte. Nach einer spannenden Auszählung gewann dann die Hallgartener Winzerin Yvonne Bug, die auch Vorsitzende des Hallgartener Weinbauvereines ist und als Straußwirtschaftswirtin eine der typischen Rheingauer „Spundekäs-Spezialistinnen“ ist, mit dem Publikumsjoker. Denn wie schon in den Jahren zuvor hatte sich die Jury hatte sich eigentlich anders, nämlich für den Spundekäs der Eltvillerin Wilja Ander entschieden, wurde jedoch vom Publikum überstimmt.

Eines war ganz klar am Sonntagabend in der Brentanoscheune: „Spundekäs ist super“ und was Spundekäse so alles kann, das verblüffte selbst die eingeschworenen Fans der Rheingauer Käsespezialiät. Denn Spundekäs verführt sogar zum Singen, wie Jurymitglied Gerd Brömser als „Gude Gerd“ wieder mal bewies und mit herausragender Stimme geschnittene „Zwibbelchjer“, Pfeffer, Salz und frischer Käs‘ als Spundekäs-Arie besang.
Doch im Mittelpunkt stand natürlich wieder ganz unbestritten der Geschmack, die Optik, Konsistenz und die Rezepte der verschiedenen Spundekäse, die die drei Kandidaten hier vorstellten. Die Idee zu der lustigen Casting-Show „Rheingau sucht den Superspundekäs – RSDS“ hatten 2013 Michael Apitz und Frank Förster gehabt. „Wir wollten mal einen Castingabend zu initiieren, bei dem sich schlichtweg alles um die Rheingauer Käsespezialität „Spundekäs“ drehen sollte, schließlich ist das die einzige wirklich regionale Spezialität, die der Rheingau auf den Teller bringt“, so die Initiatoren. Die Freude an der regionalen Spezialität begeisterte den Rheingauer Künstler und Genießer Michael Apitz und den Winkeler Webdesigner Frank Förster für die witzige Idee, einen Wettbewerb zu veranstalten und den besten Rheingauer Spundekäs suchen. Eigens für den Wettbewerb hat Michael Apitz ein Logo entworfen: Der fliegende Spundekäs als Supermann. Dieses Logo schmückte am Sonntagabend die Bühne der Brentanoscheune, in der sich über 100 Spundekäsfreunde und Fans der Finalisten eingefunden hatten. Moderator Wolfgang Junglas im passenden T-Shirt von der Rheingauer Weinbühne erläuterte dann nochmal eingangs wo der Spundekäs eigentlich herkommt, warum es so viele verschiedene Rezepte gibt und wie es eigentlich zu dem Namen „Spundekäs“ kam: „Der sogenannte „Schmierkäs wurde mit einem Glas abgestochen und hatte so genau die Form und Größe eines Spundlochs am Weinfass“.

Und ganz schnell wurde an diesem Abend klar: „Spundekäs ist Kult – vor allem im Rheingau“. Schließlich hat nicht nur jede Straußwirtschaft, die etwas auf sich hält, die leckere Frischkäse- Zubereitung auf ihrer Speisekarte, auch in vielen Familien wird das hauseigene Spunde-Käs-Rezept gehütet wie ein Geheimnis. Gar nicht so leicht war die Aufgabe der Jury und auch des Publikums, dessen Meinung als eine weitere Stimme zählte, unter den drei vorgestellten Käsespezialitäten die persönlich liebste herauszuschmecken. Speziell dafür wurde ein Punkte-System für die Bewertung entwickelt, das am Sonntagabend für das Finale galt: Für Geschmack, Konsistenz, Optik und Präsentation konnten insgesamt 20 Punkte erzielt werden. Und nicht nur die Jury war wieder sehr überrascht, wie unterschiedlich die einzelnen Rezepte waren: Mal mit, mal ohne Zwiebeln, mal mit getrockneten Tomaten oder ganz exotisch mit Datteln und tasmanischem Pfeffer. Die Qualität war dabei durchgängig sehr gut und die Ergebnisse wieder sehr knapp gewesen: „Letztlich haben einzelne Punkte über die Platzierung entschieden“, erklärte auch Frank Förster, der den drei Finalisten, dem weltoffenen Thüringer Axel Sperl, der Eltviller Gastronomin Wilja Ander und Siegerin Yvonne Bug aus Hallgarten für ihre Mühe und ihren Mut dankte.

Ein bisschen aufgeregt waren die Finalisten alle gewesen, denn im Rahmen der unterhaltsamen Casting-Show präsentieren sie ihren Spundekäs ja live auf der Bühne der dreiköpfigen Jury und den Zuschauer, die ja auch mit probieren durften und mitentschieden, wer den Titel „SUPERSPUNDEKÄS 2022“ gewinnt. Weinjournalist Wolfgang Junglas moderierte den sehr unterhaltsamen Abend in gewohnt „launigem" Stil und kitzelte so manche lustige Geschichte rund um den Spundekäs aus den Finalisten. So erzählt die Eltvillerin Wilja Ander, die gleich in zwei Variationen des Spundekäs - neben einer klassischen auch eine „Spezialversion“ mit getrockneter Tomate vorstellte - dass sie ursprünglich ein „Wallufer Mädchen“ sei. Aufgewachsen in einer Bäckerei, pachtete sie später in Wiesbaden das Weinhaus Kögler. Die gastronomische Erfahrung bringt sie noch im Ruhestand an Weinständen der Region ein. Mit ihrer würzigen Variante stellt sie die Jurymitglieder auf die Probe, denn die verwechseln die getrocknete Tomate doch glatt mit Cayenne-Pfeffer und registrieren ein „angenehmes Gaumenbrennen“. Das sie was von Käse verstehen, mussten die drei am Jurytisch dann auch beim „Käsetest“ mit verbundenen Augen beweisen: Wolfgang Junglas hatte drei verschiedene Käse aufgetischt, deren Herkunft es zu raten galt. Und während Meike Apitz-Spreitzer hier an die Socken ihrer Söhne erinnert wurde und Sabine Fladung einen Exkurs über die Entstehung des Roquefortkäse zum Besten gibt, entpuppte sich Gerd Brömsr als besonderer Käsespezialist mit der richtigen Nase.

Mit Kandidat Axel Sperl gab es dann noch eine kleine Reise einmal um die Welt: der gebürtige Thüringer Fachzahntechniker lebt seit einigen Jahren in Geisenheim und hat sich als Foto-Künstler in der ganzen Welt umgesehen. Die Bilder, die er mitgebracht hat, beeindrucken ebenso sehr wie seine Spundekäs-Präsentation mit einem Bild der Abtei Sankt Hildegard, Weintrauben und Muscheln aus dem Rhein, auf denen er seinen exotischen Spundekäs servierte. „Die Idee war, alle Erdteile in den Rheingau zu holen“, erklärt er dazu. Ganz klassisch, nach dem einem alten Familienrezepte und „relativ einfach gehalten“ mit einem Brezel servierte Yvonne Bug den Sieger-Spundekäs.

Ganz klar also, wie viel Spaß alle Gäste und Teilnehmer und nicht zuletzt auch die „trinkfeste“ Jury. Durchaus ernsthaft schmeckten, rochen und begutachteten sie die vorgestellten Spundekäse und sparten auch nicht mit Kommentaren zum Beispiel zur „flufigen“ und zur „grieselichen“ Konsistenz oder zu besonders exotischen 1001-Nacht-Spundekäs oder „noch nie da gewesen: mit Schokolade“. Den Siegerkäse bewerteten sie als „en kloare Kerl“, was im Rheingau auch für einen Spundekäs viel zu bedeuten hat. „Nur ein bisschen blass is er, der könnt‘ mol in die Sonn‘ gehe.“, meinte Gerd Brömser. Die Jury vergab nach dem Bewertungs-System Punkte für Geschmack, Konsistenz, Optik und Präsentation. „Entscheidend ist aber der ganz eigene, subjektive Geschmack", meinten die Jurymitglieder übereinstimmend. Und auch die Zuschauer durften alle Spundekäs- Kreationen probieren und ihren Favoriten auswählen. Zeitweise herrschte richtige Straußwirtschafts-Atmosphäre in der Brentanoscheune. Spannend wurde es dann, als es an das Auszählen ging. Gerd Brömser „überbrückte“ diese Zeit, nahm das Publikum mit zum Waldbaden in den Niederwald, schickte Touristen kurzerhand mal zur Zange und punktete mit musikalischen Spundekäs- und Fastnachts-Arien bis schließlich Yvonne Bug als Siegerin des Abends feststand und die Webdesigner Frank Förster und Wolfgang Junglas ihr die Urkunde für den Titel „Superspundekäs 2022“ verliehen.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 02.05.2022.

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