Die Rutschschlange „Kobra“ zieht auch mit ein

12.09.2021

Sanierungsarbeiten im Rheingau Bad laufen auf Hochtouren/2,1 Millionen Fördergelder/Wiedereröffnung im September 2022

Geisenheim. (sf) Eine riesige Kobra wird sich im nächsten Jahr im Rheingau Bad breit machen: die neue Rutschschlange soll eine der besonderen Attraktionen für die Kinder im Rheingau Bad sein und wird am Nichtschwimmerbecken einziehen. „Vor allem für die Kinder im Schulalter wollen wir das Rheingau Bad noch attraktiver machen“, hält der technische Leiter der Geisenheimer Stadtwerke, Jochen Quasten fest. Auch die Sprunganlage wird ikomplett abgerissen und dann erneuert. „Es gibt noch eine Option für eine Kletterwand am Sprungbecken, die würde so um die 70.000 Euro kosten und könnte über Sponsoren finanziert werden“, stellt Bürgermeister Aßmann in Aussicht. Komplett erhalten bleibt das stets gut frequentierte Planschbecken mit seinem kleinen Wasserfall, deshalb ist es gut geschützt vor den Bauarbeiten rund um in dicke Folie „eingehaust“ worden. Zusammen mit Bürgermeister Christian Aßmann hatte Jochen Quasten hatten Gästen aus der heimischen Politik die bisherigen Abrissarbeiten im Rheingau Bad gezeigt: als eine riesige Baustelle entpuppte sich das 1974 gebaute Hallenbad, das als Familienbad seit Generationen in der Region heißt geliebt ist. Meterhohe Gerüste sind in allen drei Schwimmbecken und dem Springerbecken aufgebaut und die Fliesen an den Beckenseiten fast komplett entfernt. Hier werden bis September 2022 Edelstahlbecken die Zukunft des Rheingau Bades sichern. Denn die neue Edelstahlauskleidung, die in die undichten Betonbecken eingepasst wird, ist Kernstück der Sanierung. Auch die Abläufe werden erneuert und die Rohrleitungen angepasst. „Die Betonsanierung wird sich in Grenzen halten, da die Schäden nicht so schlimm sind. Wichtig ist, mit einer neuen Lüftung die Feuchtigkeit aus dem Beton zu bringen. Die Schäden sind entstanden, weil durch die Bewegungsfuge Wasser eingedrungen ist“, erklärte Quasten und zeigte den Gästen auch im Technikraum im Keller, wo die Feuchtigkeit zu kleinen Stalaktiten geführt hat, die durch die austretende Feuchtigkeit entstanden sind.

Im Bad oben auf dem Boden gibt es keine einzige Fliese mehr: dunkelgrauer Zement und Estrich präsentiert sich hier nach dem Abrissarbeiten, die bereits seit Juni auf Hochtouren laufen. Der freigelegte Bitumenestrich werde einem neuen Gefällestrich weichen und dann kommen neue, moderne Fliesen darauf. Als nächstes sollen die Fliesen an der Wand folgen und in einem Jahr präsentiere sich das Bad, in dem vier Rheingauer Vereine, 16 Schulen und viele schwimmbegeisterte Rheingauer „zu Hause“ sind, in einem ganz neuen, modernen Look mit neuer Lichtfarbanlage in den Edelstahl-Schwimmbecken. Auch bei der Technik werden einige Modernisierungen vorgenommen, so soll das Bad etwa energieeffizientere Pumpen erhalten. Die Gäste zeigten sich von den bisherigen Arbeiten sehr beeindruckt.

Mit einem symbolischen Spatenstich im Rahmen der kleinen Feierstunde vor dem Rheingau Bad wurden die lang ersehnten Sanierungsarbeiten, die das Hallenbad für die Region auf lange Sicht erhalten werden, vor kurzem offiziell eröffnet. Lange hatte es gedauert, bis es losgegangen war und viele der treuen Freunde des Rheingau Bades hatten immer wieder um den Erhalt des Schwimmbades gebangt: 2012 hatten die Stadtwerke der Hochschulstadt Geisenheim das Rheingau Bad aus der Verantwortung des Kreises übernommen. Das Rheingau-Bad sei eine „Herzensangelegenheit“ sagte Landrat Frank Kilian, der damals noch Bürgermeister der Stadt Geisenheim war und erinnerte sich noch genau, wie er sich bis zum seinem letzten Amtstag in der Lindenstadt dafür eingesetzt habe, das Hallenbad für den Rheingau zu erhalten und auch als Landrat habe er das Bad, gerade auch als wichtigen Faktor für den Schulsport im Kreis immer gut im Blick. Er ging vor allem auch noch mal auf die Wichtigkeit des Solidaritätspaketes ein, bei dem alle heimischen Kommunen bestätigt durch ihre Stadtparlamente das Rheingau-Bad mit einem Soli von 2 Euro pro Einwohner mit unterstützen. Bürgermeister Aßmann dankte auch den Mitarbeitern und dem Kreis, der für Schulschwimmen im Rheingau-Bad künftig mehr zahlt, sowie den anderen Rheingauer Kommunen, die sich in Zukunft mit dem „Soli“ von zwei Euro pro Einwohner und Jahr an den Betriebskosten für das einzige öffentliche Hallenbad in der Region beteiligen. Er hielt auch fest, dass die Stadt Geisenheim den Erhalt und die Sanierung nicht hätte alleine stemmen können.

Eine Machbarkeitsstudie für eine grundlegende Sanierung des Bades, die auch seinen zukünftigen Erhalt garantiert, wurde im Juni 2018 vorgelegt. Nur wenige Monate später beantragte die Stadt Geisenheim im Herbst des gleichen Jahres schon die Förderanträge bei dem neu aufgelegten Landesprogramm „Swim“, mit dem die Hessische Landesregierung den Erhalt solcher für die ländlichen Regionen wichtigen Schwimmbäder wie das Rheingau Bad fördert und auch einen Förderantrag beim Bund. Doch die Bewilligung zog sich lange hin und erst in diesem Frühjahr bekam die Stadt Geisenheim die Zusage über die Förderungen. Die Bescheide allerdings waren dann doch eine Freude für alle Beteiligten: 1,1 Millionen Euro gibt es vom Landhessen und „Swim“ für die Sanierung und eine weitere Million Euro vom Bund. Eine gute Nachricht bei einem Gesamtkostenvolumen von 3,3 Millionen Euro und auch mehr als die früher im Raum stehenden 2,7 Millionen Euro. Doch dabei habe es sich allerdings nur um eine Schätzung gehandelt, die zudem vier Jahre alt sei, sagt Aßmann mit Blick auf die Kostensteigerung. Rund 2,6 Millionen Euro plante die Kommune damals als Eigenanteil ein. Wegen der Förderung von 2,1 Millionen Euro müsse die Stadt jetzt nur 1,2 Millionen Euro zahlen, man spare also 1,5 Millionen Euro.

Direkt nach Erhalt der Förderbescheide hatte man die beteiligten Firmen beauftragt und dann im Juni endlich mit Abriss- und Sanierungsarbeiten begonnen und zum Schulanfang im September nächsten Jahres wird das Rheingau Bad in neuem, modernen Look mit nachhaltigen Edelstahlbecken eröffnet werden.

Darauf freuen sich alle, die auch beim symbolischen Spatenstich dabei waren sehr: „Jetzt geht’s los. Wir geben freudig den lang ersehnten Startschuss für die Sanierung des Rheingau-Bades. Uns allen fällt ein Stein, ein ganz dicker Wacker vom Herzen. Wir haben ein wichtiges Etappenziel erreicht. Jetzt wird es handfest, es werden Fakten geschaffen, ein wichtiges sport-, sozial- und tourismuspolitisches Projekt dieser Stadt und für unsere Region wird umgesetzt. Lieber Herr Aßmann, wir müssen nicht mehr zittern. Alle Gelder sind bewilligt, alle Beschlüsse gefasst. Jetzt wird gebaut“, hielt die Landtagsabgeordnete Petra Müller-Klepper fest. Sie erinnerte auch daran, dass es ein harter Kampf, ein Bohren dicker Bretter gewesen sei. „Aber es hat sich gelohnt. Mission erfüllt: Das Rheingau-Bad wird gerettet!“, sagte sie und dankte an allererster Stelle der Stadt Geisenheim mit Bürgermeister Aßmann an der Spitze und den städtischen Gremien, die vor einigen Jahren die Verantwortung für das Rheingau-Bad übernommen und damit seinen Fortbestand gesichert hat: „Sie trägt die Betriebsleitung, Organisation und laufende Finanzierung und bringt durch Investitionen seine Entwicklung voran, was sich in einer deutlich gestiegenen Besucherzahl niedergeschlagen hat“. Geisenheim habe damit eine Herkulesaufgabe angenommen: „Die Existenz des Bades zu sichern – durch Sanierung und eine zeitgemäße Ausstattung – und den Standort für die Zukunft als Sport- und Freizeitbad für alle Generationen, Schulen und Vereine zu erhalten.“. Das könne die Hochschulstadt nicht allein. Deshalb habe sie in hartnäckigem Ringen und intensiver Überzeugungsarbeit Mitstreiter gewonnen und ins Boot geholt, um die Finanzierung zu sichern. „Von Geisenheim aus wurde eine Welle der Solidarität für die Verwirklichung des großen Sanierungsvorhabens in Gang gesetzt“, so die Landtagsabgeordnete. Sie dankte auch dem ehemaligen Ortsvorsteher Heinz Lupp für seinen umtriebigen Einsatz: „Er und Betriebsleiter Quasten haben mich im Juli 2017 bei einem Ortstermin von der Notwendigkeit und Dringlichkeit der Maßnahme überzeugt. In der Folgezeit entwickelte sich ein Prozess, in dessen Verlauf Berge versetzt wurden, an unterschiedlichen Stellen – im engen Miteinander der politisch Verantwortlichen in Geisenheim, auf Landes- und Bundesebene, im Kreis und in den anderen Rheingauer Kommunen.“. Sie selbst habe damals das Versprechen geben, sich dafür einzusetzen, das das Land Hessen einen Beitrag leisten wird. „Der erste Schritt war noch relativ einfach. Es gab 50.000 Euro vom Land für eine Wirtschaftlichkeits- und Organisationsuntersuchung als Projektbegleitung. Die harte Nuss war die Unterstützung der eigentlichen Sanierung. Denn seit Auslaufen des Programms HAI (Hallenbad-Investitionsprogramm) im Jahr 2012 gab es auf Landesebene keinen Fördertopf mehr. Diese Nuss wurde geknackt: Gemeinsam mit einem Kollegen von der Bergstraße, der vor Ort eine ähnliche Problemlage hatte, habe ich in unserer Fraktion die Auflage eines neuen Landesprogramms für den Erhalt der Bäderlandschaft in Hessen vorgeschlagen“, hielt sie fest. Bei Sportminister Peter Beuth sei sie auch auf offene Ohren gestoßen und besonders dem damaligen Staatssekretär Werner Koch aus Kiedrich, der die Ausgestaltung der Idee vorgenommen habe. Koch ließ es sich dann auch nicht nehmen, beim Spatenstich persönlich anwesend zu sein und freute sich mit allen, das 2017 das Schwimmbad-Investitions- und Modernisierungs-Programm mit dem passenden Namen SWIM ins Leben gerufen geben: „50 Millionen Euro – verteilt auf fünf Jahre. Mit ihm werden die Kommunen unterstützt, damit sie Hallen- und Freibäder sanieren, modernisieren oder neu bauen können. Insbesondere die Bedeutung der Bäder im ländlichen Raum wird durch diese gezielte Förderung gewürdigt“.

Damit sei auch die Chance auf Förderung des Rheingau-Bads eröffnet worden: „Diese Entscheidung war der Durchbruch, es war die zentrale Weichenstellung, dass das Land bei seiner Existenzsicherung Hilfestellung leisten kann. Mit dem Programm wurde die Grundlage für eine Unterstützung geschaffen“, erinnerte sich Petra Müller-Klepper über ihre Erleichterung. Gemeinsam habe man sich dafür engagiert, das das die Sanierung des Rheingau Bades ins Programm und gleich direkt in die erste Fördertranche aufgenommen wurde und eine ordentliche Fördersumme, möglichst die Höchstsumme von 1 Million Euro zu erhalten. Und gemeinsam sei man erfolgreich gewesen: „Geisenheim wurde zur Antragstellung für die erste Förderrunde vom Land aufgefordert. Der Bescheid des Landes für die Sanierung des Rheingau-Bads, der letztes Jahr Corona-bedingt per Post übermittelt werden musste, weist einen Förderbetrag von 1,1 Millionen Euro aus. Es ist ein außerordentlicher Beitrag, der höchste, der bisher aus dem SWIM-Programm bewilligt wurde. Es gibt einen Geisenheimer und Rheingauer Zuschlag auf den Förderhöchstbetrag. Mit dieser Ausnahme trägt das Land der hohen Bedeutung der Einrichtung und der Finanzlage der Kommune Rechnung.“. Damit sei ein Meilenstein zur Existenzsicherung des Bades getan: „Stadt und Land - Hand in Hand, das gilt ganz besonders für dieses Projekt“, sagte Müller-Klepper und danke Bürgermeister Aßmann für die enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Auch Bund, Kreis und die anderen Rheingauer Kommunen bringen sich ein. Der Bund ebenfalls durch einen beachtlichen Zuschuss, der Kreis durch eine Anhebung der Mittel fürs Schulschwimmen. Die Rheingauer Kommunen leisten jährlich einen Solidaritätsbeitrag von 2 Euro pro Einwohner. Das sei gelebte Verantwortung für die Region, jede Ebene unternehme eine enorme Kraftanstrengung und alle Akteure und Verantwortlichen in der Region ziehen an einem Strang. Das zahle sich aus: „Das Rheingau-Bad belegt wieder einmal: Gemeinsam sind wir stark. Wenn wir das Kirchturmdenken überwinden und als Region denken und handeln, entstehen Chancen und Möglichkeiten, die allein nie erschlossen worden wären. Wenn alle den Willen zur Tat haben, dann werden die Hürden genommen. Dann stützt man sich gegenseitig, man hilft sich gegenseitig. Dann werfen einem auch Rückschläge nicht aus der Bahn und Unsicherheiten, die überraschend aufploppen, werden gemeinsam beseitigt. Denn die gab es immer wieder – bis in die jüngste Zeit, als die Vereinbarung über den Soli durch die Parlamente musste.“.
Die Freude darüber, dass man es geschafft habe, das Rheingau-Bad zu retten war auch bei Bundestagsabgeordneten Willsch groß, er betonte die Bedeutung, dass Kinder schwimmen lernen: „Der Erhalt der Einrichtung ist wichtig, damit man nicht eine Region von Nichtschwimmern wird“.
„Wir sichern ein Grundelement der Daseinsvorsorge, wir sichern ein Stück Lebensqualität für die Menschen in der Region. Das Bad ist kein Luxus, kein Schnickschnack, sondern eine Notwendigkeit. Es ist unverzichtbarer Teil der Grundausstattung, der Infrastruktur unserer Region. Das Bad wird gebraucht. Schwimmen fördert die Gesundheit von Jung und Alt und ist eine zentrale Kulturtechnik. Sie muss überall - auch in kleineren Kommunen und auf dem Land, auch bei uns im Rheingau - möglich sein. Deshalb hat das Bad – wie sein Name schon anzeigt - eine große Bedeutung für unsere Region.“, resümierte auch Müller-Klepper.

Das Rheingau-Bad sei ein Ort, wo man das Schwimmen erlernen kann, nicht nur für den Sport und Freizeitspaß, sondern auch für die Sicherheit, es kann lebensrettend sein. Und das Bad ermögliche Schwimmen als Breitensport, der für jeden zugänglich ist. „Es ist eine Grundvoraussetzung, dass der Schulsport ausgeübt werden kann. Es wird von 16 Schulen der Region genutzt“, erinnerte auch Landrat Kilian. Und schließlich sei es grundlegend für das sportliche Vereinsleben: „Die wassersporttreibenden Vereine wie der Rheingauer Schwimmclub, WSV Geisenheim, der Tauchclub Octopus brauchen es, um ihren wichtigen Beitrag für den Breiten- und Leistungssport auch künftig erbringen zu können“. Das Bad sei zudem fundamental für das Rettungsschwimmen, das Bestandteil der Sicherheitsarchitektur für die gesamte Region ist. „Die DLRG, die hervorragende Arbeit leistet, braucht es für Ausbildung, Training und die Nachwuchsförderung“, so die Landtagsabgeordnete, die festhielt, dass das Bad als Angebot für die Freizeitgestaltung der Rheingauer Bevölkerung, als Ort der Naherholung und für den Tourismus unerlässlich sei.
Das alles sei jetzt dauerhaft gesichert, hielt die Festgemeinde des Spatenstichs am Freitag fest, die wünschte, das die Baumaßnahmen reibungslos und unfallfrei vonstattengehen und im Zeit- und Kostenrahmen bleiben. Schon jetzt sagten alle ihr Kommen zu zur Wiedereröffnung des grundlegend modernisierten Rheingau-Bads.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 12.09.2021.

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