Die weiße Mülltonne kommt

30.03.2018

Stadt Oestrich-Winkel startet deutschlandweites Pilotprojekt für Schnee-Mülltonne

Oestrich-Winkel. (sf) Auch für das Osterwochende ist schon wieder Schnee gemeldet und das obwohl schon an Ostersonntag der April beginnt. Der Winter hatte uns mit Verspätung, aber in den letzten Wochen schneesicher im Griff und nach vielen Tagen Schneefall weiß man oft kaum noch, wohin mit der vielen weißen Pracht. Oft werden die Gehwege zwar freigeschaufelt und gekehrt, der Schnee landete dann jedoch auf den Fahrbahnen und machte wiederum dem Autoverkehr zu schaffen, manch einer kommt mit seinem Fahrzeug gar nicht mehr aus den Parklücken, weil sich vor und hinter ihm wahre Schneeberge auftürmten. In einigen schneereichen Wintern wurde auch immer wieder in öffentlichen Bekanntmachungen daran erinnert, dass es verboten ist, den Schnee einfach auf die Straße zu befördern.

Damit soll zumindest in Oestrich-Winkel im nächsten Winter Schluss sein: die Stadt Oestrich-Winkel nimmt an einem Pilot-Projekt teil und wird hessenweit als erste Stadt im kommenden Winter die weiße Mülltonne einführen.

Eine ostfriesische Firma hat dieses neue Müllkonzept entwickelt und will es deutschlandweit in den nächsten beiden Winter testen, mehrere Städte zwischen Hamburg und München haben sich dazu freiwillig gemeldet, in Hessen ist Oestrich-Winkel die einzige Stadt, die an dem Projekt teilnimmt.

Die weiße Mülltonne wird im Frühherbst an alle Haushalte in Oestrich-Winkel ausgeliefert und soll ausschließlich für Schnee verwendet werden. Die Bürger können den von den Gehwegen und Treppen vor ihren Haustüren aufgenommenen Schnee in dieser Mülltonne deponieren, die Tonne wird dann wöchentlich geleert. Bleibt der Schnee aus, erfolgen auch keine Leerungen, erläuterten die Projektleiter. Ganz wichtig sei es, daß nur reiner Schnee, keine groben Verschmutzungen und vor allem kein Salz in der Tonne landen. Grund dafür ist die Weiterverwertung des Schnees. Denn der bei den Bürgern gesammelte Schnee soll in riesigen Kühlhäusern gelagert werden, im Rheingau ist dafür eine Nutzung der ehemaligen Bundeswehrstollen in Lorch angedacht und im Sommer zum Kühlen von zum Beispiel Getränken bei großen Festen, Picknicks oder Grillabenden wieder kostenlos an Interessenten ausgegeben werden. Man greift dabei auf ein schon im Mittelalter genutztes Verfahren der Schneekonservierung zurück, das jetzt wieder belebt werden soll und verspricht sich dadurch auch eine umweltschonende, deutliche Reduzierung des durch Kühlanlagen erzeugten CO2-Aufkommens.

Natürlich sei auch die Abfuhr des Schnees in den weißen Mülltonnen zunächst kostenlos, solange das Pilotprojekt läuft. Später allerdings soll eine Gebühr erhoben und der "Sommerschnee" auch verkauft werden. Damit wollen die Ostfriesen eine Marktlücke schließen, denn Schnee sei gerade im Sommer sehr begehrt. Und die Planungen gehen so weit, den Schnee auch für schneearme Winter zu sammeln. So könnte es zukünftig auch weiße Weihnachten geben, wenn der Schnee mal einen Winter lang ausbleibt. Gerade große Hotel- und Restaurantketten in nicht schneesicheren Touristenhochburgen hätten schon Interesse angemeldet, so die Projektleiter, und auch Wintersportorte seien interessiert, für Wettbewerbe "echten" Schnee statt Schneekanonen anbieten zu können.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 30.03.2018.

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