Graf von Ostein und sein Landschaftspark

Tempel am Niederwald

Bis heute begeistert viele Besucher und auch die Rheingauer selbst der von Graf Johann Friedrich Karl Maximilian von Ostein gestaltete romantische Landschaftspark mit englischem Charakter im Rüdesheimer Wald. 1774 hatte der Graf nach Vorbildern damaliger Parkanlagen die Kleinode im Niederwald erbauen lassen. Damit machte er diese Region während der Epoche der Rheinromantik zu einem beliebten Ausflugsort und das lange schon, bevor das Niederwalddenkmal hier gebaut worden war.

Geboren wurde Karl Maximilian von Ostein 1735 in Sankt Petersburg und stammte aus dem Adelsgeschlecht derer von Ostein. So beerbte er mit gerade mal 28 Jahren 1763 seinen Onkel Johann Friedrich Karl von Ostein, Erzbischof und Kurfürst von Mainz und Bischof von Worms. Der war nicht nur einer der mächtigsten Männer der damaligen Zeit, sondern auch sehr reich. Nur ein Jahr später ließ der Graf das bis heute als Hotel geführte Jagdschloss auf dem Niederwald bauen und erschloss mit einer Zufahrtsallee die bewaldete Berghöhe bei Rüdesheim als Jagdwald. Zwei Jahre baute der Graf ein Palais in Geisenheim. Auf dem Niederwald ließ er in der Nähe seines Schlosses den Landschaftspark entstehen, der bis heute legendär ist. Dazu gehört nur wenige Minuten vom Schloss entfernt eine Zauberhöhle, die zwischen 1790 und 1796 gebaut wurde und 60 Meter lang ist. Hat man sie durchlaufen, gelangt man in einen Rundbau, von dem ein zauberhafter Blick auf das Rheintal lockt. Nur wenige Schritte weiter wartet der Rittersaal mit einem weiteren spektakulären Blick auf die Wanderer. Ostein ließ hier 1791 einen kleinen Bau mit gotischen Fenstern und einem Kreuzgewölbe errichten, der jedoch 1876 abgerissen wurde. Unter dem Aussichtspunkt liegt das Binger Riff, eine einst gefährliche Schiffspassage. Steil bergauf geht es zur „Rossel", einer künstlichen Ruine, die Graf von Ostein ebenfalls errichten ließ und deren Ausblick bei seinen Gästen damals schon als einer der schönsten im Verlaufe des ganzen Rheintals galt. Durch den Wald führt ein gerader Wanderweg dann zum Niederwalddenkmal, dessen exponierter Platz schon Graf Ostein erkannt hatte und hier einen Tempel, heute „Goethe-Tempel“ genannt, bauen ließ. Die Romantiker nannten ihn „Monopteros", seine Rotunde ruhte auf acht römischen Säulen aus rotem Sandstein. In ihm stand am 3. September 1814 Johann Wolfgang von Goethe, der von der überaus prächtigen Schönheit des Rheingaus ergriffen war. Der Tempel wurde im November 1944 bei einem Bombenangriff völlig zerstört und vom Förderverein des Landschaftsparks Niederwald vor wenigen Jahren wieder aufgebaut. Graf von Ostein, der 1809 in Augsburg starb, hat sich mit seinen Bauten im Rheingau ein bleibendes Denkmal geschaffen.