Bettine von Brentano stellte dem alten Goethe nach

Bettine von Brentano

"Prost Mahlzeit" war der lapidare Kommentar von Mutter Goethe, was die Verehrung ihres Sohnes durch Bettine Brentano anging. Die junge Frau bombardierte den Geheimrat regelrecht mit Liebesbriefen und hielt auch engen Kontakt zu seiner Mutter. In einem Brief an Goethes Mutter schrieb Bettine von Brentano 1808: "Ach Frau Mutter, was ist hier in dem Langen Winkel für ein wunderlich Leben, das soll schöne Natur sein und ist es auch gewiss. Ich hab nur keinen Verstand es zu kennen. Eh' meine Augen hinüber auf den Johannisberg schweifen, werden sie von ein paar schmutzigen Gassen in Beschlag genommen..., der Lohgerber gegenüber von uns durchdampft alle Wohlgerüche der Luft." Gemeint war damit die Scheune gegenüber dem noch bis heute von der Familie Brentano bewohnten Brentanohaus, in dem einst auch Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe schöne Ferientage in Winkel am Rhein verbrachte. Einst Gerberscheune, wurde sie von den Brentanos schließlich aufgekauft und verfiel mit den Jahrhunderten bis die Stadt Oestrich-Winkel das Gebäude erwarb und eine Kulturstätte daraus machte.

Bettine, die Tochter der Maximiliane La Roche und des Großkaufmanns Peter Anton Brentano, Enkelin der Schriftstellerin Sophie La Roche und Schwester des Dichters Clemens Brentano wurde am 4. April 1785 in Frankfurt am Main geboren und starb als Bettine von Arnim am 20. Januar 1859 in Berlin. Bis zu ihrem 13. Lebensjahr wurde sie im Ursulinenkloster Fritzlar erzogen. Nach dem Tod ihrer Eltern lebte sie bei ihren Geschwistern in Frankfurt, dann bei ihrer Großmutter La Roche in Offenbach. Dort lernte sie Künstler, Gelehrte, deutsche Jakobiner und französische Emigranten kennen und erhielt vielfältige Anregungen. In Marburg, wo sie eine Zeitlang bei ihrer verheirateten Schwester Gunda Savigny lebte, befreundete sie sich mit Karoline von Günderode, die sich am Winkeler Rheinufer aus Liebeskummer erstach. Dieser Freundin zum Gedenken veröffentliche Bettine später den Briefroman "Die Günderode“. Seit 1806 hatte Bettine von Brentano Kontakt zum Goetheschen Hause und bereits in jungen Jahren verfasste Bettine ihre schwärmerischen Briefe an den Dichterfürsten, der diese zunächst nicht beantwortete. Vielmehr verbat er sich schließlich jeden Kontakt mit der "Stalkerin“. Als Zeugnisse dieser romanhaft überzogenen Dichtervergötterung sind die Briefe der neunfachen Mutter und nachmaligen Berliner Revoluzzerin erhalten, die die Basis zu Bettines Buch "Briefwechsel mit einem Kinde“ waren, das 1835 erschien.

1810 war sie zu den Savignys nach Berlin gekommen und ein Jahr später heiratete sie hier Achim von Arnim, den Freund ihres Bruders Clemens, der ebenfalls oft im Winkeler Brentanohaus weilte. Sieben ihrer Kinder überlebten und wurden abwechselnd auf Gut Wiepersdorf in der Mark Brandenburg und Berlin groß. Nach dem Tod ihres Mannes (1831) lebte Bettine fast ausschließlich in Berlin und begann ihre schriftstellerische Tätigkeit auszuleben. Sie pflegte lebhafte Kontakte zu vielen bedeutenden Zeitgenossen und nahm offen Partei für die Demokratie, engagierte sich karitativ und sozialpolitisch und trat für die Rechte der Frauen ein. So schrieb sie das sozialkritische Werk "Dieses Buch gehört dem König“ (1843), dessen Fortsetzung "Gespräche mit Dämonen“ 1852 folgte.