Sekt aus des Winzers Keller: handgerüttelt, degorgiert und dosiert!

27.11.2015

Winzersekte sind etwas Besonderes. Etwas individuelles. Sie unterscheiden sich nämlich von dem industriell erzeugten Sekt in erster Linie durch die Verarbeitung weingutseigener Weine und einem hohen Anteil an noch handwerklicher Kellerarbeit.

Winzersekte werden nach dem traditionellen Flaschengärverfahren hergestellt. Gelegentlich in der eigenen Sektkellerei wie bei Uwe Schreiber im Hochheimer Johanneshof. Häufig aber bei einem darauf spezialisierten Kellerbetrieb, dem sogenannten Lohn-Versekter. Die Namhaften im Rheingau sind u.a. Reuter & Sturm in Walluf, Schönleber in Winkel, Bardong in Geisenheim oder Solter in Rüdesheim.

www.reuter-sturm.de
www.fb-schoenleber.de
www.bardong.de
solter-wein.de

Alles beginnt also im Weinberg des Winzers. "Gesunde Trauben, wenig Oechsle" lautet alljährlich das Ziel. Deshalb werden die Grundweine in der Regel auch früher gelesen als die Weine für die Flasche. 82° Oechsle ist das ideale Maß für den Lesestart. Die Qualität des späteren Sektes ist unmittelbar von der Qualität des Grundweins abhängig.

Der Wein, der also für die Sektherstellung gelesen und ausgebaut wurde, wird dann mit Hefe versetzt. Anschließend in Sektflaschen gefüllt und mit Kronkorken verschlossen. Nun folgen mindestens 9 Monaten Hefelager, in dem der Wein eine zweite Gärung durchläuft. Hierbei spaltet sich der Fruchtzucker in Kohlensäure und Alkohol. Nach und nach setzt sich abgestorbene Hefe als Bodensatz in der Flasche ab. Um sie zu entfernen, werden die Flaschen kopfüber auf Rüttelpulte gesteckt und über einen Zeitraum von wenigen Wochen kontinuierlich nach einem besonderen Schema um ein paar Grad gedreht und geschwenkt. Dieses mechanische Klären des Sektes nennen die Experten "mit der Hand rütteln". Erfahrene Rüttler sollen übrigens 40. bis 50.000 Flaschen pro Tag bewegen können.

Wenn sich die Hefe dann schließlich im Flaschenhals abgesetzt hat, werden die Sektflaschen degorgiert, das heißt die Hefe wird entfernt. Dafür gibt es zwei Verfahren. Das Erste ist das sogenannte "Warmdegorgieren". Es ist das ältere und erfordert sehr viel Geschick im Umgang mit Kronkorkenöffner. Dabei wird der Kronkorken behend entfernt und der Hefesatz schießt aus der Flasche. Beim zweiten Verfahren werden die Flaschen mit dem Hals für etwa 10 Minuten in eine Gefrierlösung bei minus 25° Celsius getaucht. Beim Entfernen der Kronkorken schießt dann der Satz als Eispfropfen aus der Flasche. Volumenverlust wird durch den Zusatz einer Dosage ausgeglichen. Dazu verwenden die Versekter je nach Sektart reife, edelsüße Rieslingweine oder frische und fruchtige Burgunderweine.

Schließlich werden die Flaschen mit einem Naturkorken verschlossen, mit einem Drahtbügel, der sogenannten Agraffe versehen, und etikettiert. So empfehlen sich die Winzersekte den Geniessern. In unserer FEST-KISTE präsentieren wir gleich fünf verschiedene Winzersekte, die hinsichtlich ihrer Grundweine und auch der Art der Versektung eine eigene Handschrift tragen. Exklusiver, prickelnder und vielseitiger geht's nimmer!

Ein Bericht von Karl-Heinz Behrens vom 27.11.2015.

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