Spundekäs verleitet zum Dichten und Weintrinken

21.04.2017

Rheingauschule-Lehrerin Maria Brachtendorf gewinnt die 5. Auflage der Rheingauer Käse-Casting-Show/Hessenschau war wieder mit dabei

Rheingau. (sf) Rheingauer Spundekäs hat es in sich: er verleitet zu großer Kreativität und zum Dichten und er ist längst auch ein Fernsehstar. Wie vielfältig die regionale Spezialität der Rheingauer Winzerküche ist und was sie so alle bewirken kann, zeigte sich vergangenen Sonntag bei der 5. Auflage des Rheingauer Contest für den "Superspundekäs 2017". Fünf Finalisten, darunter erstmals auch ein junger Mann der eine vegane Variante mitbrachte, stellten sich der kritischen und nicht ganz "weinernsten" Jury und dem Publikum, das mit abstimmen durfte. Nach einer spannenden Auszählung gewann dann die Lehrerin an der Rheingauschule und Ehefrau des Geisenheimer Bezirkskantor Maria Brachtendorf, mit dem Publikumsjoker. Denn die Jury hatte sich eigentlich für den Spundekäs von Elena Schönleber aus Winkel entschieden, wurde jedoch vom Publikum überstimmt.
Und ganz nebenbei war der Rheingauer Spundekäs auch wieder ein Fernsehstar, denn wie schon vor zwei Jahren war auch diesmal wieder die Hessenschau mit einem Reporter- und Kamerateam vor Ort, um einen Beitrag über den Spundekäs-Contest zu filmen. Am Mittwoch wurde dann in der Hessenschau ein kleiner Ausschnitt der unterhaltsamen "Käse-Show" in der Brentanoscheune gezeigt. Schon 2015 hatte auch HR-Hessen al la Carte-Reporterin Nina Thomas in einem Film mit Rheingau-Echo-Reporterin Sabine Fladung in einer 30minütigen Dokumentation von "Spundekäs und Rieslingsuppe" im Rheingau berichtet, die noch in diesem Monat in einer Wiederholung zu sehen sein wird.

Eines war ganz klar an diesem Abend in der Brentanoscheune: "Spundekäs ist super" und was Spundekäse so alles kann, das verblüffte selbst die eingeschworenen Fans der Rheingauer Käsespezialiät. Denn Spundekäs verführt sogar zum Dichten, wie das neue Jurymitglied Dr. Winfried Rathke eindrucksvoll bewies. Er war innerhalb von nur zwei Tagen für den erkrankten Comedian Gerd Brömser eingesprungen, der eigentlich von Beginn an in der Jury des Spundekäs-Contest mitwirkt. Am Donnerstag hatte Wolfgang Junglas von der Rheingauer Weinbühne von Gerd Brömser einen Anruf erhalten, das er erkrankt sei. "Ich rief Dr. Rathke an und fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, trotz der Kurzfristigkeit einzuspringen und er sagte spontan ja". Am Freitag gab es dann ein "konspiratives" Treffen der drei Jurymitglieder im Hause Fladung. "Was Meike Apitz-Spreitzer und Sabine Fladung mit dem neuen Mann in ihrer Mitte beraten hatten, verrieten sie nicht", verkündete Wolfgang Junglas zu Beginn der Show am Sonntagabend in der ausverkauften Brentnaoscheune. Ganz bewusst hatten die Jurymitglieder Junglas nicht informiert, nahmen sie ihn doch an diesem Abend gründlich auf die Schippe: mit einem Trick ließ die Jury es so aussehen, als ob sie eine Flasche Wein nach der anderen leere und forderte immer wieder neuen Jury-Wein beim Moderator des Abends ein. Junglas wurde Angst und Bange um seine Jurymitglieder angesichts des hohen Weinkonsums und war umso verblüffter, wie es Dr. Rathke immer wieder schaffte in Sekundenschnelle zu jeden einzelnen Teilnehmer des Spundekäs-Contest ein eigenes Gedicht zu kreieren: "Uns schenkt hier des Genusses Labe am Abend alle Mäuler voll, der Spundekäs ist Göttergabe, er schmeckt so festlich, lieb und toll. Wer zählt Rezepte, kennt die Damen, die froh mit ihrem Käse kamen, von Eltville, von Oestrichs Strand, von Lorch und Geisenheimer Land, sogar aus Winkel brachten sie viel kreative Energie. Schon winkt vom Hasensprung der Rücken, Maria uns so freundlich lacht, ganz Brachtendorf ist voll Entzücken, ihr Spundekäs ist eine Pracht. Die Konsistenz so weich wie Motten, mit Frühlingszwiebeln und Schalotten, das Rezept jedoch rheinhessisch, wunderbar, das Zeug gern freß ich". An seinen "käsigen Interpretationen" von Fausts Osterspaziergang oder dem Erlkönig hätte auch Goethe seinen Spaß gehabt. Und mit den vertonten "Käsevariationen" des Beatles-Hit "Yesterday", Udo Jürgens-Schlager und Kinderlieder schoss er den Vogel ab und musste sogar noch eine Zugabe drauflegen. "Eine wahrlich würdige Vertretung für Gerd Brömser" meinte auch das Publikum unter Lachtränen. Und damit Gerd Brömser nicht so ganz abwesend war an diesem Abend hatte Sabine Fladung aus ihrem Buch "Rheingauer Küchengeschichten" die Story "150 Eier und ein Schneebesen" über den gelernten Koch aus Aulhausen zum Besten gegeben. Außerdem erfuhren die Gäste auch von der Autorin, was ihr Mann Werner Fladung so alles in der heimischen Küche treibt, wenn sie nicht da ist und warum Landrat Albers Wisperforellen liebt.

Doch im Mittelpunkt stand natürlich wieder ganz unbestritten der Geschmack, die Optik, Konsistenz und die Rezepte der verschiedenen Spundekäse, die die fünf Kandidaten hier vorstellten. Die Idee zu der lustigen Casting-Show "Rheingau sucht den Superspundekäs - RSDS" hatten vor fünf Jahren Michael Apitz und Frank Förster gehabt. "Wir wollten mal einen Castingabend zu initiieren, bei dem sich schlichtweg alles um die Rheingauer Käsespezialität "Spundekäs" drehen sollte, schließlich ist das die einzige wirklich regionale Spezialität, die der Rheingau auf den Teller bringt", so die Initiatoren. Die Freude an der regionalen Spezialität begeisterte den Rheingauer Künstler und Genießer Michael Apitz und den Winkeler Webdesigner Frank Förster für die witzige Idee, einen Wettbewerb zu veranstalten und den besten Rheingauer Spundekäs suchen. Eigens für den Wettbewerb hat Michael Apitz ein Logo entworfen: Der fliegende Spundekäs als Supermann. Dieses Logo schmückte die Bühne der Brentanoscheune, in der sich über 100 Spundekäsfreunde und Fans der Finalisten eingefunden hatten. Moderator Wolfgang Junglas von der Rheingauer Weinbühne erläuterte dann nochmal eingangs wo der Spundekäs eigentlich herkommt, warum es so viele verschiedene Rezepte gibt und wie es eigentlich zu dem Namen "Spundekäs" kam: "Der sogenannte "Schmierkäs wurde mit einem Glas abgestochen und hatte so genau die Form und Größe eines Spundlochs am Weinfass".

Ein bisschen aufgeregt waren die Finalisten alle gewesen, denn im Rahmen der unterhaltsamen Casting-Show präsentieren sie ihren Spundekäs ja live und vor der HR-Kamera auf der Bühne der dreiköpfigen Jury und den Zuschauer, die ja auch mit probieren durften und mit entschieden, wer den Titel "SUPERSPUNDEKÄS 2017" gewinnt. Weinjournalist Wolfgang Junglas moderierte den sehr unterhaltsamen Abend in gewohnt "launigem" Stil und kitzelte so manche lustige Geschichte rund um den Spundekäs aus den Finalisten.

Ganz klar also, wie viel Spaß alle Gäste und Teilnehmer und nicht zuletzt auch die "trinkfeste" Jury. Durchaus ernsthaft schmeckten, rochen und begutachteten sie die vorgestellten Spundekäse und sparten auch nicht mit Kommentaren zum Beispiel zur "flufigen" und zur "grieselichen" Konsistenz oder zu besonders scharfen "Zweibele". Vor allem Dr. Winfried Rathke schmeckte wie beim Wein immer wieder ganz besondere Aromen wie "Datteln und im Abgang eine Spur Vigara" raus. Die Jury vergab nach dem Bewertungs-System Punkte für Geschmack, Konsistenz, Optik und Präsentation. "Entscheidend ist aber der ganz eigene, subjektive Geschmack", meinten die Jurymitglieder übereinstimmend. Und auch die Zuschauer durften alle Spundekäs- Kreationen probieren und ihren Favoriten auswählen. Zeitweise herrschte richtige Straußwirtschafts-Atmosphäre in der Brentanoscheune. Spannend wurde es dann, als es an das Auszählen ging. Dr. Rathke "überbrückte" diese Zeit mit dem musikalischen Spundekäs-Liedern bis schließlich Maria Brachtendorf als Siegerin des Abends feststand und die Webdesigner Frank Förster und Wolfgang Junglas ihr die Urkunde für den Titel "Superspundekäs 2017" verliehen.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 21.04.2017.

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