Rebschutz

25.08.2016

Wirksamkeitsstudien gegen Peronospora und Oidium

Rebschutznachmittag in der Hochschule Geisenheim traf in diesem Jahr auf riesiges Interesse

Rheingau. (sf) "Wir bieten diese Veranstaltung ja jedes Jahr an und bisher kamen immer so zwischen fünf und zehn Winzer, einmal auch nur einer. So einen großen Andrang habe ich jedoch noch nie erlebt", erklärte Dipl.-Ing. Ottmar Baus vom Institut für Phytomedizin der Hochschule Geisenheim verblüfft. Rund 60 Winzer waren in diesem Jahr der Einladung des Weinbauamtes und der Hochschule Geisenheim zum Rebschutznachmittag gefolgt. im vergangenen Jahr war die Veranstaltung wegen ausgebliebener Krankheiten sogar ganz ausgefallen. Doch im für Winzer bisher zum Großteil sehr schwierig verlaufenen Jahr 2016 mit viel Regen, feuchte und Kälte, die für große Infizierung mit Peronospora und Oidium sorgte, sah die Sache ganz anders aus und so waren diesmal mehr Winzer denn je am vergangenen Dienstagnachmittag in die Versuchsfelder der Hochschule gekommen, um mit dem Versuchsingenieur Ottmar Baus aufgetretene Probleme und mögliche Problemlösungen zu erörtern. "2016 sieht die Sache ganz anders aus und die angelegten Versuche in Geisenheim sind aussagekräftig wie selten", erklärte auch Weinbauberater Bertold Fuchs vom Dezernat Weinbau des RP Darmstadt. Und so freute auch er sich, das in diesem Jahr die Winzerinnen und Winzer die Gelegenheit so zahlreich genutzt hatten, sich am Rebschutznachmittag in der Hochschule Geisenheim über Pflanzenschutzstrategien im Weinbau zu informieren. Ottmar Baus vom Institut für Phytomedizin konnte den hochinteressierten Gästen überraschend klare Ergebnisse aus Wirksamkeitsstudien gegen Peronospora und Oidium (Mehltau) präsentieren, die dann auch eine angeregte und sehr konstruktive Diskussion erzeugten.

"Das Institut für Phytomedizin hält eine europäische Zertifizierung zur Durchführung von Mitteltestungen auch im Zulassungsverfahren und führt jedes Jahr zahlreiche Prüfungen für integrierte und biologische Präparate und Strategien durch. Die Leistung der Prüfpräparate wird hierbei mit dem Befall in unbehandelten Kontrollvarianten und bekannten Strategien verglichen", erklärte Baus.

Bedingt durch die heftige Befallsituation bei Peronospora und Oidium habe man in diesem Jahr viele bekannte Präparate und Strategien an den Rand ihrer Möglichkeiten geführt. Höchste Aufmerksamkeit bei den Winzer erzeugte Baus, als er das Wirkpotenzial noch nicht zugelassener Prüfmittel wurde in anonymisierter Form vorstellte und die möglichen zukünftigen Einsatzchancen dieser Präparate erläutert: "Es hat noch nicht mal einen Namen und wir sind noch dabei die Grenzkonzentration zu erforschen, bevor wir es für die Zulassung prüfen lassen können", erklärte Baus. Doch das Präparat hätte gerade in diesem schwierigen Jahr mit hoher Bodeninfizierung alle in seiner Wirksamkeit überrascht. Baus erläuterte auch, wie die Versuche im einzeln aufgebaut sind und erläuterte, das man für die Infizierung jedes Jahr befallene Blätter "erntet", die eingefroren werden und dann auch richtig vermischt würden, um eine Resistenz vorzubeugen. Mit den Sporen aus den wiederaugetauten Blätter würden die verschiedenen Rebsorten dann infiziert. Diese Rebzeilen werden dann immer drei Blocklängenweise mit verschiedenen Mittel behandelt und auch unbehandelte gibt es zum Vergleich. Die Versuche sind höchst anfällig, deshalb bat Baus die Winzer gebeten, möglichst die Blätter nicht zu berühren, damit die Erreger nicht weitergegeben werden, vor allem beim Oidium sei das ein Problem und würde dann die Versuchsergebnisse verfälschen.

Bei den Rebsorten habe man in diesem Jahr ebenfalls die Beobachtung machen könne, das die Sorte Müller-Thurgau und dies Spätburgunder besonders anfällig gewesen seien. Allerdings sei vor allem auch die Bodeninfizierung in diesem Jahr so hoch gewesen, wie selten zuvor.

Neben der reinen Wirksamkeit der Mittel machte Baus den Winzern auch die große Bedeutung des richtigen Spritztermins und der sorgfältigen Ausbringung deutlich.

Die zweiteilige Rebschutzveranstaltung mit einem Vortragsnachmittag im Frühjahr (als Sachkundefortbildung anerkannt) und der Feldbegehung im Sommer ist mittlerweile ein fester Baustein in der Weiterbildung der Winzerinnen und Winzer. Der Vizepräsident des Rheingauer Weinbauverbandes Bernhard Gaubatz lobte die engagierte Zusammenarbeit in der Rebschutzberatung von Weinbauamt und Hochschule Geisenheim in der in Bezug auf Peronospora schwierigen Saison 2016.

Ein Bericht von Sabine Fladung vom 25.08.2016.

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